Gemeinhin hält man ja Jörg Zimmermann für den Erfinder des Selbstfilms, aber andere können das auch: Eddie Murphy hat bei HARLEM NIGHTS Drehbuch, Regie, Hauptrolle und ausführende Produktion übernommen, und sich selbst auch. An einer solchen Omnipräsenz sind schon andere gescheitert (denken wir mal an das bizarre Regiedebüt von Dan Aykroyd), und Murphy scheint auch völlig überfordert zu sein. Dabei wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, das Harlem von 1938 so steril und antiseptisch wie möglich im Studio nachzustellen und mit einer leblosen Story und traurigen Gestalten anzureichern. Murphy spielt ohne Charakterkonsistenz, mal grimmig, mal wütend, mal witzelnd, mal cool, aber nie überzeugend. Richard Pryor steht meist in der Gegend herum und wirft Murphy ein bewunderndes Lächeln zu. Jasmine Guy schafft es immerhin, ihre Bodenmarkierungen zu beachten. Und Arsenio Hall brüllt sich durch eine komplett hysterische Rolle, die so unglaublich bescheuert ist, daß er seinen Manager dafür hätte feuern sollen. Dazwischen versteckt sich Danny Aiello, der einzig wirklich gute in dem Ensemble, aber sein schleimig-korrupter Cop kann die Chose auch nicht mehr retten.
Sollten übrigens Zweifel aufgekommen sein: Der Film ist nicht komisch. Die Figuren ergehen sich in einem endlosen Redefluß, der nur aus Obszönitäten un
d F-Wörtern besteht (es erübrigt sich wohl, darauf hinzuweisen, daß kein Mensch 1938 so geredet hat wie ein Komiker in den 80ern). Der schlechte Geschmack zeigt sich aber auch anderswo: Zum Beispiel in der völlig abstrusen Szene, wo sich Murphy mit einer alternden Hure prügelt (!) und ihr dann den kleinen Zeh wegschießt. Oder in einer anderen Szene, wo Murphy Jasmine Guy nach dem Liebesspiel das Gehirn wegpustet. Es ist ja stets überraschend, wieviele Comebacks Eddie Murphy in seiner Karriere schafft, aber das Sabotieren selbiger beherrscht er auch wie kein anderer.
Warum also, höre ich jetzt meinen aufrechten Kollegen Schwarz fragen, kaufe ich mir den Film auf DVD (und sei's nur für schlappe €4,99) und sehe ihn mir zum mittlerweile dritten Mal an? Easy: 1. Die Musik ist von Herbie Hancock. 2. Als Filmliebhaber muß man die besten und die schlechtesten Streifen mit gleicher Aufmerksamkeit betrachten, um daraus zu lernen. Und 3. Ich habe eine beinahe morbide Ader, mit der ich die Tiefpunkte meiner Lieblinge wie Verkehrsunfälle ansehen muß, weil es eine tragische Komponente hat und sie dadurch menschlich werden. Und deshalb werde ich mir auch ANOTHER YOU zulegen, diesen Schwanengesang der einstmals großen Komiker Gene Wilder und Richard Pryor, der nicht nur erbärmlich schlecht ist, sondern auch Pryors Krankheit so gar nicht verbergen kann, daß einem die Tränen kommen. Nennt mich ruhig masochistisch, ich nenne es mitfühlend.
Nur aufgrund der Schauspieler reicht es gerade so für