Habe ihn mir gerade eben frisch wieder angesehen:
Bösewichter:Die Österreicherin Lotte Lenya (1898-1981) darf als alte Hexe Klebb so richtig unmenschlich böse und unattraktiv wirken. Obendrein ist sie auch noch deutschsprachig.
Noch besser gefällt mir aber Robert Shaw (1927-1978) als cooler und durchtrainierter Killer Donald Grant, mit dem sich Bond den legendären Zweikampf im Zugabteil liefert. Eine ähnliche Situation wurde in „Der Spion der mich liebte“mit dem legendären Beißer kreiert. Der leider viel zu früh verstorbene Robert Shaw hat hier, mit seinen kurzen blonden Haaren, ganz und gar nichts von seinem späteren Erscheinungsbild im Jahre 1974, wo er vom weißen Hai verspeist wird. Er ist einer meiner absoluten Lieblingsbösewichter. Vorübergehend darf er sogar Bonds „Schutzengel“ sein.
Der polnische Schauspieler Vladek Sheybal (1923-1992) spielt Kronsteen, Schachmeister und Stratege für SPECTRE. Wie er zu Beginn, während eines Schachturniers, eine dringende geheime Nachricht bekommt und dann lässig noch schnell den Gegner Matt setzt regt zum Schmunzeln an.
Gadgets:Erstmals wird das für das Genre so typische Bond-Spielzeug präsentiert. Ein Wunderkoffer kommt zum Einsatz, in dem sich eine kleine Tränengasbombe und ein über einen Mechanismus ausgeworfenes verstecktes Messer befindet. Auch befindet sich darin ein zusammenbaubares Scharfschützengewehr mit Infrarotzielfernrohr. Zugegebenermaßen ist all dies aus heutiger Sicht wenig eindrucksvoll, wurde jedoch sehr gut in die Handlung integriert und übt nach wie vor seinen nostalgischen Charme aus. Weiters kommt Robert Shaws legendäre Würgeschnur zum Einsatz, welche er aus seiner Armbanduhr zieht. Ein besonderes "Schmankerl" ist der von SPECTRE kreierte Giftstachel im Schuh. All diese Dinge sind heute Bond-Kult. Desmond Lewelyn (1914-1999) hat seinen ersten Auftritt als Q. Allerdings sind er und Bond hier noch zurückhaltend mit ihren berühmten Sticheleien. Die Connery-Maske, welche ein in der Prätitelsequenz von Grant getöteter Mann bei einer "todernsten" Übung trägt, erinnert an den, ein Jahr später entstandenen, Wallace-Film "Der Hexer".
Bondgirls:Eunice Gayson darf nach „Dr.No“als „alte Freundin“ ihren zweiten Auftritt absolvieren. Auch Martine Beswick (geb.1941) hat ihren ersten von 2 kleineren Auftritten. Sie darf in Feuerball nochmal in Erscheinung treten. Das Hauptaugenmerk ist aber auf die wunderhübsche Daniela Bianchi (geb.1942) als Tatiana gerichtet. Ihre attraktive Erscheinung und das entwaffnende Lächeln lassen über eine gewisse schauspielerische Mittelmäßigkeit hinwegsehen
Schauplätze:Gedreht wurde in Grossbritannien, Türkei, Serbien, Italien und Spanien. Ian Flemmings Lieblingsstadt Istanbul darf hier in voller Blüte glänzen. Auch Venedig und Yugoslawien sorgen für attraktive und abwechslungsreiche Schauplätze, die ich nie mehr missen möchte. Die Szenen im Zigeunerlager betonen die herbe Schönheit oseuropäischen Flairs. Erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang noch Francis de Wolff, einen britischen Schauspieler, u.a. bekannt aus seinen Hammer-Auftritten, aber auch aus vielen anderen Filmen. Mit seinem rustikalen und sinisteren Erscheinungsbild gibt er den idealen Zigeuner ab. Wer würde ihn auf den ersten Blick für einen Briten halten?
Titelmelodie:„From Russia with Love“ von Matt Monro (1930-1985) ist im Vorspann instrumental und im Nachspann gesungen zu hören. Ein wunderschöner Evergreen, der vor meinem geistigen Auge automatisch diverse Szenen des Films heraufbeschwört.
Fazit:Neben Goldfinger und Feuerball einer der besten und kultigsten Bondfilme überhaupt. 5 von 5 Punkte
So, nun aber ins Bett - Gute Nacht!