Gestern zum ersten Mal seit dem DVD-Kauf im September 2006 wieder einmal gesehen und folgende Meinung gebildet:
- Darsteller:
Die Darstellerriege stellt sich durch die Bank weg als attraktiv dar, schöpft jedoch nicht immer ihr Leistungspotenzial aus. Christopher Lee als Sherlock Holmes beispielsweise ist eine Besetzung, von der ich mir wesentlich mehr Schärfe, Präzision und Verstandesarbeit erwünscht hätte. Ihm tut auch die Synchronisation durch Harry Wüstenhagen, die später beispielsweise bei Ian Richardsons Sherlock Holmes so glänzend funktionierte, nicht gut – sie nimmt ihm den Charme seiner eigenen Stimme, die man ja bei Edgar Wallace glücklicherweise immer zu hören bekam. Thorley Walters macht seine Sache als Sidekick ordentlich und wirkt sympathisch und ein wenig schusselig zugleich. So stellt man sich einen Dr. Watson der vororiginären Filmphase vor, in der man Unterhaltungswert noch weit über Originaltreue setzte.
Unterstützt werden Sherlock Holmes und Dr. Watson nicht durch Inspektor Lestrade, sondern durch Inspektor Cooper, der in der Gestalt von Hans Nielsen auftritt. Mir persönlich gefällt dieser in Inspektorenrollen wie auch in „Das Ungeheuer von London-City“ oder „Hotel der toten Gäste“ wesentlich besser als als zwielichtiger Schurke, weshalb er damit zu den großen Pluspunkten des Films zählt. Hans Söhnker vermag indes die Dämonie Professor Moriartys nicht in angemessenem Maße darzustellen. Er bleibt ein gewöhnlicher, schmieriger Verbrecher, ohne seinem Vorbild gerecht zu werden.
Das Liebespaar setzt sich aus der durchschnittlich heimchenhaften Senta Berger und Ivan Desny zusammen. Letzterer verleiht der Produktion den angenehm mondänen Hauch der internationalen Koproduktion. Ansonsten beschränken sich die ausländischen Gesichter nämlich auf Kleinstrollen.
Es bliebe die kurze, aber prägnante Darstellung des Peter Blackburn durch Wolfgang Lukschy zu erwähnen, der hier einmal seinem in „Die toten Augen von London“ und „Das 7. Opfer“ gepflegten Image des selbstsicheren Fieslings entgegen besetzt ist.
- Regie:
Die geteilte Regie von Fisher und Winterstein war wohl kein Erfolgsmodell. Man sieht dem Film die holprige Führung an, die sich nur allzu oft in überflüssig langen Szenenein- und -überleitungen verläuft und keine großartige Spannung aufbauen kann.
- Drehbuch:
Ebenso wie der Regie ist auch dem Drehbuch ein Teil des Versagens des Films zuzuschreiben. Zu episodenhaft wirken die teilweise durchaus klug erdachten Abenteuer des Films, die Holmes und Watson auf ihrer Jagd nach dem Halsband der Kleopatra (welch eine lächerliche Requisite übrigens!) durchstehen müssen. Auf ein Ereignis folgt sogleich die Auflösung desselben, auf ein Rätsel unmittelbar dessen Entschleierung. So bietet sich am Ende leider keine Überraschung mehr: Der Professor scheint ein Stück weit besiegt – aber wirklich festnageln kann man ihn nicht. So ist es nach zahlreichen durchaus atmosphärischen, wenn auch unzusammenhängenden Szenen vor allem der letzte Akt während der Auktion, von dem man sich einen wahren Höhepunkt vergeblich verspricht. Diese Enttäuschung führte wohl mit am wesentlichsten zu einer schlechten Mundpropaganda und damit zum Floppen des Films. Vielleicht war es ja aber auch gerade gut so: Für die Fortsetzung hatte man schließlich vor, Sherlock Holmes gegen Jack the Ripper antreten zu lassen – immer wieder ein misslungener, weil den Grundfesten einer handfesten Holmes-Story durch und durch widersprechender Versuch.
- Kamera:
Für das Bild zeichnete Richard Angst verantwortlich. Und auch auf die Gefahr hin, in allgemeine Phrasen auszubrechen, muss doch erneut festgestellt werden: Das sieht man. – Auch wenn zeitweise ein zu distanzierter, weitläufiger Bildaufbau zu bemerken ist, so wimmelt der Film doch von hübschen Motiven. Dies liegt nicht nur an der teilweise unkonventionellen Kameraführung (z.B. in der Rückblende), sondern auch einerseits an den sehr aufwändigen Kulissen und andererseits an den schönen Außenaufnahmen, die, so ich mich nicht irre, teilweise in Irland gefertigt wurden.
- Musik:
Das allergrößte Versagen des Films ist seine Musik. Beginnt sie schon eher nervig als auf ein spannendes Ereignis einstimmend, so setzt sie sich noch billiger fort: Dauernd hört man bekannte Musikfragmente aus Dr.-Mabuse-Filmen. Hier verhinderten wohl Brauners Budgetbedenken einen üppigeren Score und den Einsatz eines versierteren Krimikomponisten.
- Gesamtwirkung:
Der Film ist an sich nicht übermäßig schlecht, aber entbehrt großer Fähigkeiten zur Begeisterung des Zuschauers. Eine Besetzung, die zwar als gelungen bezeichnet werden kann, die aber in Einzelfällen den Erwartungen nicht standhält, eine wackelige Regie und ein durchschnittliches Drehbuch – dieser Film ist oftmals nicht Fisch und nicht Fleisch, auch wenn stellenweise ein vorsichtiger Geruch nach Mrs. Hudsons leckerem Braten durchkommt.
Meine Wertung: 3 von 5 Punkten.