Ellison
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« am: 11. Dezember 2005, 15:58:32 » |
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Shattered Glass (2003, 94 min.)
Darsteller: Hayden Christensen, Peter Sarsgaard
Diesen Film mit "What's eating Gilbert Grape" zu vergleichen, ist ebenso falsch wie zu behaupten, "Harry Potter" sucht den "Herr der Ringe". Dennoch fllt mir spontan Gilbert Grape ein, um "Shattered Glass" zu beschreiben: Es passiert nichts auer Dialog, davon aber reichlich und anspruchsvoll.
Als man mir bereits vor einiger Zeit "Shattered Glass" empfahl, war ich eigentlich gleich abgeneigt, zu Film anzusehen. Die Filme, die ich mag, haben in den meisten Flle eine liebenswerte Filmfigur, einen Helden, eine schillernde Persnlichkeit. In diesem Fall war es jedoch "nur" Hauptdarsteller Hayden Christensen, der in die Rolle eines jungen Journalisten schlpft, der auf den ersten, flchtigen Blick ganz und gar nicht liebenswert erscheint. Mittlerweile sind Monate vergangen, und heute habe ich erstmals "Shattered Glass" geguckt.
Christensen spielt die Rolle von Stephen Glass, eines Journalisten, der Ende der 90er Jahre fr eine renomierte Zeitung in den USA schrieb, bis herauskam, da seine smtlichen Artikel erstunken und erlogen waren. Damit ist der Film im Grunde schon komplett erzhlt und mehr tut sich auch nicht in "Shattered Glass". 94 Minuten lang sehen wir zunchst den netten Jungen, der sympathisch und nett seine Arbeitskollegen verzaubert. Hier ein charmantes Wort, dort ein Scherz zur rechten Zeit, Stephen Glass scheint der Shooting Star des Verlages zu sein. Die ersten Zweifel - oder nennen wir es mal, kleinere Probleme - tauchen auf, doch Stephen schafft es mit seinem jungenhaften Charisma die berufliche Katastrophe vorerst abzuwenden. Der nichtsahnende Zuschauer kauft's ihm ab, ebenso seine Vorgesetzten, und die Lgerei und Betrgerei geht unerkannt weiter. Selbst als ein Artikel ber einen Computerhacker auffliegt und Glass' Lgenmrchen wie ein Kartenhaus zusammenbricht, bleibt dieser Junge auf eine ganz erschreckende Art und Weise liebens- und, kurz darauf, bemitleidenswert. Er verstrickt sich immer mehr in seine Lgen, und irgendwie erscheint er trotzdem glaubwrdig, weil die ganze Sache ebenso furchtbar raffiniert von ihm ausgeklgelt wurde. Wie knnen solche Artikel berhaupt fingiert sein? Gibt es keine Kontrollen? Keine berprfungen der Namen, Telefonnummern und rtlichkeiten? Natrlich - in Stephen Glass persnlichen Notizen...
Der Film ist auf seine Weise spannenend, besonders als die ganze Geschichte auffliegt und Glass Stck fr Stck an Boden verliert. Man mchte nicht, da er den Tatsachen ins Auge sehen mu - und stellt sich auf dieselbe Ebene wie die Mehrzahl von Glass' Arbeitskollegen. Letztendlich wird er entlassen, und der "echte" Stephen Glass studierte dann Jura und schrieb bereits einen Roman.
Die schauspielerischen Fhigkeiten von Hayden Christensen sind zweifelsohne berwltigend. Auch wenn er mit Star Wars in die Filmgeschichte eingegehen wird, so sind es doch diese "kleinen" Filme, die seine Verwandlungskunst zeigen. Er ist fast whrend des ganzen Filmes prsent und schafft es mhelos, diese 94 Minuten nicht langweilig werden zu lassen. Ob als charmanter Journalist zu Anfang oder als heulender Betrger am Ende - der Junge hat's drauf.
Leider lief der Film nie in unseren Kinos und auch als DVD ist er nur als Import zu erhalten.
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