SilverLion
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« am: 25. November 2006, 15:32:32 » |
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Staatsanwaltschaft geht wegen Abzocke-Vorwurf vor
Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen Premiere. Anlass: Eine Abo-Kndigung, die der Bezahlsender nicht beachtete - was laut Verbraucherschtzern bei weitem kein Einzelfall ist. Tausende Kunden htten sich beklagt. Premiere weist die Vorwrfe zurck.
SmartCard nicht zurckgeschickt Die Schwbin Christiane Hegna ist sparsam. Als ihr der Bezahlsender Premiere den Abo-Preis um mehr als 60 Prozent erhht habe, habe sie ihren Vertrag gekndigt, sagt sie. Die zum Programmempfang unerlssliche SmartCard habe sie dem Sender fristgerecht zurckgeschickt. "Damit war die Sache fr mich eigentlich erledigt." Ein halbes Jahr spter habe ein Schreiben von einer Inkasso-Firma erhalten: Sie habe die SmartCard nicht zurckgeschickt und solle 75 Euro zahlen.
Sammelklage gegen Bezahlsender Hegna rgert sich: "Die hatten sich nicht einmal die Mhe eines Erinnerungs- oder Mahnschreibens gemacht. Klar, die wollen einfach abkassieren." Mittlerweile, sagt sie, erhalte sie regelmig Erinnerungsschreiben und habe sich deshalb an die Verbraucherzentrale Hamburg gewandt - wie etwa 250 Kunden, deren SmartCards ebenfalls nie angekommen sein sollen. Hegna und 150 Kunden versicherten eidesstattlich, die Karte abgeschickt zu haben. Die Verbraucherzentrale glaubt an keinen Zufall. Sie hat krzlich eine Sammelklage fr 53 Ex-Abonnenten beim Amtsgericht Mnchen eingereicht, wo Premiere sitzt.
Verdacht auf Betrug Und in Hamburg droht Premieres Vorstandschef Georg Kofler jetzt sogar strafrechtlicher rger. "Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen Herrn Kofler wegen des Verdachts auf Betrug", besttigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Spiegel Online. ber den Stand des Verfahrens schwieg er aber.
"Deutschlands schnstes Fernsehen" Der langjhrige Premiere-Kunde Helfried-Jrgen Draeger hatte Anzeige erstattet. "Premiere nimmt unerlaubt mein Geld und erbringt keinerlei Leistung. Was ist das, wenn nicht Betrug?", fragt Draeger. Er sagt, er habe im Juli wegen des weitgehenden Bundesliga-Verlustes von Premiere sein 33 Euro teueres "Premiere-Super" mit den Paketen Sport und Film auerordentlich gekndigt. Pnktlich zum Ende der Bundesligasaison habe er seine SmartCard zurckgeschickt - der Sender hat seine Sonderkndigung aber mit dem Schlusssatz abgelehnt, man hoffe, Draeger sei "Deutschlands schnstes Fernsehen auch weiter ein Abonnement wert". Auch ein Angebot, den Abo-Beitrag auf 18,90 Euro zu reduzieren, habe Premiere abgelehnt. Obwohl Draeger (wie aus dem Schriftverkehr hervorgeht, der Spiegel Online vorliegt) seine Einzugsermchtigung mehrfach widerrief, buchte Premiere ber Monate hinweg weiter die monatlichen Beitrge von seinem Konto ab.
Premiere: "Offenbar etwas schief gelaufen" Auf Anfrage besttigte ein Premiere-Sprecher den Eingang von Draegers Anzeige. Den Betrugsvorwurf wies er zurck, gab allerdings zu, dass "in diesem Fall offenbar etwas schief gelaufen ist". Die Kollegen aus dem Service-Bereich htten bei der Einzugsermchtigung etwas bersehen. Nach der Spiegel-Online-Anfrage will Premiere die gezahlte Summe an Draeger zurckbuchen.
Unmglich, dass so viele Briefe verloren gehen Verbraucherschtzer und wtende Kunden berichten von zahlreichen solchen Fllen, in denen SmartCards, Kndigungen oder Widerrufe von Einzugsermchtigungen angeblich nie beim Bezahl-Sender eingegangen sind oder nicht bearbeitet wurden. "Die verschwundenen SmartCards sind lediglich die Spitze des Eisbergs", sagt Gabriele Peters von der Verbraucherzentrale Niedersachsen und klagt ber "skandalse" Kundenpolitik von Premiere. Post-Sprecher Uwe Bensin versichert: "Es ist unmglich, dass so viele Briefe an denselben Empfnger verloren gehen knnen." Schon im Sommer huften sich bei den Briefermittlungs-Stellen der Post Anfragen von ehemaligen Abonnenten, ob ihre an Premiere geschickten Schreiben angekommen seien.
Premiere verweigert Kndigungsrecht Die Kritik der Verbraucherschtzer, hat vor allem der Umgang mit jenen Abonnenten ausgelst, die wie Draeger nach dem weitgehenden Verlust der Bundesliga-Rechte ihren Premiere-Anschluss auerordentlich kndigen wollten. Fr Kunden des Bezahlsenders mit Kabelanschluss in Nordrhein-Westfalen und Hessen oder mit Satellitenempfang in ganz Deutschland war seit Juli klar, dass sie die beiden hchsten Ligen in Zukunft nur bei der Konkurrenz von Arena verfolgen knnen. Deshalb wollten viele raus aus den Vertrgen. "Doch Premiere verweigerte den Kunden in vielen Fllen ihr legitimes Kndigungsrecht", sagt Verbraucherschtzerin Peters.
Bundesliga kein wesentlicher Programmbestandteil Premiere zeigt sich vor allem bei Abonnenten des Vollprogramms hart: Die Fuball-Bundesliga sei "kein wesentlicher Programmbestandteil", heit es in den Ablehnungsschreiben. Fr Carmen Gahmig, Juristin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, liegt der Fall dagegen ganz anders: "Wer ein Voll-Abo, hat darf kndigen." Schlielich mussten Kunden, die die Bundesliga sehen wollten, mindestens ein weiteres Premiere-Paket zustzlich abonnieren. "Viele haben sich dann gleich fr das nicht viel teurere Komplett-Paket entschieden."
Bezahlsender htte Kunden informieren mssen Auerdem htte Premiere die Kunden nach Ansicht der Verbraucherschtzer individuell ber die weitgehenden Programm-nderungen informieren mssen, was ebenfalls unterblieb. Gahmig kritisiert, dass Premiere "willkrlich die AGBs, Preise und ganze Programmteile gendert" habe - und verweist auf ein (allerdings noch nicht rechtskrftiges) Urteil des Landgerichts Mnchen vom Februar. Dieses untersage "beliebige Leistungs- und Preisnderungen" seitens Premiere.
Tausende Anfragen frustrierter Kunden Bundesweit gingen in den vergangen Monaten laut Peters bei den Verbraucherzentralen Tausende Anfragen frustrierter Kunden einig. "Manche sind nach mehrmaligen Versuchen rausgekommen. Andere warten noch immer und werden ein ums andere Mal abgemahnt", sagt sie. Die meisten Betroffen htten aufgegeben und wrden nun die regulre Kndigungsfrist abwarten. Auch Fuball-Blogs im Internet sind voll von Beschwerden. Die Klagen gleichen sich: Premiere antworte nicht oder versptet, das Call Center wolle wtenden Kunden lieber weitere Vertrge verkaufen als deren Probleme lsen.
Auf Sonder-Kndigungen wird nicht reagiert "In manchen Fllen hat Premiere auf die Sonder-Kndigungen nicht einmal reagiert", sagt Carmen Gahmig. Die Juristin rt den Kunden, deren Kndigungen nicht akzeptiert wurden, generell nicht zu bezahlen. Zwar berziehe Premiere zahlungsunwillige Abonnenten mit Abmahnungen, doch scheue der Sender eine Klage: "Denn wrden Sie verlieren, htten wir etwas in der Hand." Die Verbraucherschtzerin berichtet von Fllen, in denen Kunden von Mitarbeitern des Call Centers gesagt bekmen, ihrer Sonderkndigung sei entsprochen worden, obwohl dies nicht stimme. Sie hlt es fr wahrscheinlich, dass Premiere systematisch Kunden an der Kndigung hindere, und findet es "merkwrdig, dass Premiere bei komplett identischen Vertrgen einmal der Kndigung statt gibt und ein anderes Mal nicht".
Sender bestreitet Vorwrfe Dass mit Tricks gearbeitet wird, bestreitet Premiere. Das angeblich gehufte Nicht-Ankommen von SmartCards erklrt ein Sprecher damit, dass diese nicht "wie von Premiere empfohlen per Einschreiben und Rckschein verschickt wurden". Auch htten Kunden die Karten an die falsche Adresse versandt. Angesichts von 508.000 Kndigungen in den ersten neun Monaten sei die Zahl der angeblich verschwundenen SmartCards ohnehin "sehr gering". Bei der Rechtmigkeit auerordentlicher Kndigungen komme es "immer auf den Einzelfall an", sagt der Sprecher.
Premiere: SmartCard per Einschreiben schicken Auch der Kunde Peter Hamann, der sein Voll-Abo ebenfalls wegen des Bundesliga-Entzugs kndigte, schickte nach eigenen Angaben den Widerruf seiner Einzugsermchtigung per Einschreiben. Dennoch buchte das Unternehmen zwei Wochen spter gewohnt den Monatsbeitrag ab. Andere Kunden, die zu kndigen versucht hatten, berichten von demselben Problem. Hamann sagt, er habe mittlerweile mehrere Mahnungen erhalten und "fast ein Dutzend Mal" versucht, Premiere auerordentlich zu kndigen. "Premiere war fr mich immer nur die Bundesliga. Als Satelliten-Kunde bringt mir der Sender jetzt ja nichts mehr", sagt er.
Verschaukelt und abgezockt Dass Premiere krzlich verkndete, die Zahl der Abonnenten sei in den ersten neun Monaten des Jahres unterm Strich nur um rund 193.000 auf 3,37 Millionen gesunken, ist fr ihn logisch: "Die lassen ja niemand raus." Besonders strt ihn, aber auch andere von befragte Kndigungswillige der Service des Premiere-Call-Centers. "Nie" habe sich jemand fr ihn zustndig gefhlt, sagt Hamann. "Und wenn sich doch jemand um mich kmmerte, dann versuchten die Mitarbeiter mir alternative Vertrge anzudrehen." Er fhle sich "verschaukelt und abgezockt". Nach Anfrage sicherte Premiere Peter Hamann inzwischen zu, ihn aus dem Vertrag zu entlassen.
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