Joan
Major
 
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"Captain!"
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« am: 09. April 2006, 22:58:19 » |
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Inhalt und Infos:
Der Erste Weltkrieg geht zu Ende, doch einer jungen Franzsin steht ihr grter Kampf noch bevor: Mathilde (Audrey Tatou) hat erfahren, dass ihr Verlobter Manech (Gaspard Ulliel) zu jenen fnf verwundeten Soldaten gehrte, die von einem Kriegsgericht verurteilt und als Todgeweihte ins Niemandsland zwischen den franzsischen und deutschen Stellungen hinausgeschickt worden sind. Mathilde weigert sich jedoch zu akzeptieren, dass sie ihren geliebten Manech nie wieder sehen wird. So beginnt ihre auergewhnliche Reise: Sie will herausfinden, was mit ihrem Verlobten geschehen ist. Stndig hrt sie neue, herzzerreiende Varianten ber Manechs letzte Tage und Minuten. Doch von keiner lsst sie sich entmutigen.
Wenn Manech tot wre, dann wrde Mathilde das spren, meint sie. Ihr Glaube ist unerschtterlich, die Hoffnung gibt ihr Kraft, unbeirrbar besteht sie auf ihrer optimistischen Grundstimmung so verfolgt sie ihr Ziel bis zum Ende und nimmt diejenigen fr sich ein, die ihr helfen knnen. Wer sich weigert, den ignoriert sie einfach. Indem sie der Wahrheit ber das Schicksal der fnf unglckseligen Soldaten und ihrer brutalen Bestrafung nher kommt, erlebt sie das Grauen des Krieges und die von ihm Betroffenen hautnah: Wer diese Erfahrung bersteht, wird als anderer Mensch aus ihr hervorgehen.
Eine Rezension, der ich mich "einfach mal so" anschliee:
Jean-Pierre Jeunets Film ist meisterhaft und komplex erzhlt. Wie in einem hochraffinierten Puzzle entfaltet er seine beiden Themen: den Krieg und die Liebe. Jeunet ist nicht zimperlich, Grauen und Irrationalitt des Krieges schildert er in drastischen Bildern. Hilflos sind die jungen Mnner auf beiden Seiten der Front, sie stolpern durch diesen Krieg, werden sinnlos und brutal geopfert. Dagegen steht das lndliche Frankreich. Eine Idylle. In der Bretagne wchst Mathilde auf.
Sie ist eine reine Seele. Sie ist Waise, nach einer Kinderlhmung hinkt sie. Sie ist eine verspttelte Auenseiterin, bis der Junge Manech ihr Freund wird. Manech ist der Sohn des Leuchtturmwrters. Gemeinsam verbringen sie die Kindheit, gemeinsam entdecken sie die Liebe. MMM - "Manech aime Mathilde" - diese Initialen, sogar in die Glocke der Dorfkirche gehauen, bekrftigen ihr Versprechen, fr immer zusammen zu bleiben. Man kann die unendliche Phantasie und die Przision nur bewundern, mit der Jean-Pierre Jeunet souvern die verschiedenen Zeitebenen, die vielen Orte, die Flle an Figuren zusammenfgt. Jeder Mensch ist schnell und genau charakterisiert. Jede Szene erzhlt etwas Neues. Jedes Bild (Kameramann Bruno Delbonnel veranwortete schon die poetischen Bilder der "Amlie") ist dicht. Mit Hilfe des Bluescreens entsteht ein verblffendes Paris der zwanziger Jahre. Alles stimmt in "Mathilde - Eine groe Liebe". Audrey Tautou, nicht mehr ganz so s und jung wie in "Amlie", sondern von schner Entschlossenheit, spielt die zweite herausragende Rolle ihrer Karriere. Mathilde" ist eine freie Verfilmung des Romans "Un long dimanche de fianailles" von Sbastien Japrisot. Der deutsche Verleihtitel ist wieder einmal an Phantasielosigkeit nicht zu berbieten. Das hat der Film nicht verdient, denn Phantasie, Poesie und Knnen sind in ihm so glcklich vereint, wie es im europischen Kino selten gelingt.
Interessanter Zusatz: A propos europisches Kino. In Frankreich hat man "Mathilde" nicht als franzsischen Film anerkannt: das amerikanische Warner Studio hat ihn produziert. Es geht um Geld, um die franzsische Filmfrderung, um die Angst der Franzosen, Amerikas Majors knnten ihre Frdertpfe ausplndern. Das ist eine Entscheidung von Juristen. Doch selbstverstndlich ist "Mathilde" ein urfranzsischer Film, Sprache, Schauspieler, Landschaften, Geschichte und die Art des Erzhlens sind franzsisch. Bei den "Golden Globes" wurde "Mathilde" gerade in der Kategorie "Bester auslndischer Film" nominiert. Was sonst!
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