Libuda
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« am: 26. Dezember 2005, 16:37:18 » |
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Dance of the Vampires / The Fearless Vampire Killers Tanz der Vampire
Grobritannien 1967 (Februar 1967) 108 min Regie: Roman Polanski Buch: Roman Polanski, Grard Brach Kamera: Douglas Slocombe Darsteller: Jack MacGowran (Prof. Abronsius), Roman Polanski (Alfred), Alfie Bass (Shagal), Sharon Tate (Sarah), Ferdy Mayne (Graf von Krolock), Iain Quarrier (Herbert)
Der Horrorfilm erfreute sich in den sechziger Jahren besonderer Beliebtheit: die Filme der britischen Hammer Productions animierten den seinerzeit in England lebenden Polanski zu einer brillanten Genreparodie, die die stereotypen Muster der Dracula-Epen karikiert: Professor Abronsius und sein Schler und Gehilfe Alfred sind nach Transsylvanien gereist, um die Welt der Vampire zu erforschen. Sie steigen im blichen lndlichen Karpaten-Gasthof ab; Abronsius sieht sich sofort seinem Ziel nahe, als er dort berall Knoblauch entdeckt. Sein Gehilfe dagegen hat nur Augen fr Sarah, die rothaarige Tochter des Wirtes Shagal, die kurz darauf von einem Vampir aus dem Badezuber entfhrt wird. Abronsius und Alfred begeben sich auf die Suche nach dem Vampirschloss, dessen Existenz von den Einheimischen (ein wenig zu) hartnckig abgestritten wird. Nachdem sie ins Schloss eingedrungen sind, machen sie die Bekanntschaft des Grafen von Krolock und seines offensichtlich homosexuellen Sohnes Herbert. Der Graf gibt sich freundlich, aber sptestens nach einem vampiristischen Annherungsversuch von Herbert, vor dem Alfred gerade noch flchten kann, wird den beiden klar, dass sie in der Falle sitzen. Alfred findet Sarah wohlauf und erfhrt von ihr, dass in der nchsten Nacht ein groer Ball stattfinden soll, an dem sie unbedingt teilnehmen will. Leider scheitert der Plan des Professors, die Vampire tagsber in ihrer Gruft nach der bewhrten Methode mit Holzpflcken unschdlich zu machen; aber es gelingt ihm und Alfred nachts, sich verkleidet in den Ballsaal einzuschleichen und auf dem Hhepunkt des Festes - nachdem sie aufgrund ihres Spiegelbilds als Nicht-Vampire aufgefallen sind - mit der schnen Sarah aus dem Schloss zu entkommen. Glcklich lenkt Abronsius die Fluchtkutsche, ohne zu bemerken, dass hinter ihm die doch schon vampirisierte Sarah ihre Zhne in den Hals des ahnungslos in ihren Armen liegenden Alfred schlgt. Ein lakonischer Off-Kommentar informiert: "In jener Nacht [...] wute Professor Abronsius noch nicht, da er das Bse, das er fr immer zu vernichten hoffte, mit sich schleppte. Mit seiner Hilfe konnte es sich endlich ber die ganze Welt ausbreiten." Der Film parodiert nicht nur die klassischen Figuren des Vampirfilms - wie den zerstreuten, ganz angstfrei in seinen Forschungen aufgehenden Professor (berzogen-agil und liebenswrdig koboldhaft gespielt von Jack MacGowran), seinen trotteligen, mehr von fleischlichen Gelsten getriebenen, ngstlichen Gehilfen (Polanski selbst mit jungenhaft-dmmlichem Charme), den eleganten, aristokratisch-berheblichen Grafen -, sondern auch Erzhlmuster und sthetik des Genres. Durch perfektes Timing der variantenreichen Slapstick-Einlagen (etwa der in der Klte mehrmals stocksteif einfrierende Professor) und durch sicheres Gespr fr Atmosphrisches gelingt es Polanski, die Darstellung des Schreckens mit dem Komischen in neuer Synthese zu verbinden. Das dem Genre zuweilen anhaftende unfreiwillig Lachhafte wird von ihm effektvoll ausgespielt, etwa in den pltzlichen Groaufnahmen der blutrnstig ihre Gebisse prsentierenden Vampire oder den grotesken Auftritten des buckligen, stammelnden Dieners des Grafen. Zitathaft auch die Inszenierung der Rume: Sowohl die klaustrophobische Enge des rmlichen Gasthofes (der, einschlielich seines Personals, an Bilder von Marc Chagall denken lsst) wie das treppen- und gngereiche Interieur des Schlosses erinnern in vielen Einstellungen an Vorbilder, deren Kenntnis in einigen Fllen Voraussetzung fr die komische Wirkung ist. Das Werk erschpft sich aber nicht in Anspielungen. Zum Beispiel wird durch die Einfhrung des homosexuellen Vampirs die speziell dem Vampirfilm-Genre innewohnende erotische Motivik offen gelegt. Auch schlgt die Parodie in Satire um, wo ethische Probleme berhrt werden. In der arrogant-elitren Haltung des Grafen wird die Aristokratie als feudale Blutsaugersippe gezeichnet: Shagal, dem ebenfalls zum Vampir gewordenen jdischen Gastwirt, bleibt ein Schlafplatz in der hoheitlichen Gruft verwehrt, und er muss mit einem primitiven Holzsarg im Pferdestall vorlieb nehmen. Polanski hat sich in vielen seiner Filme mit dem "Bsen", den Abgrnden des Individuums und der Gesellschaft beschftigt. Der abschlieende Off-Kommentar wirft die Frage auf, ob nicht Abronsius, stellvertretend fr die Wissenschaft (eine gewisse uere hnlichkeit von Abronsius mit Albert Einstein drngt sich auf), ungeachtet der wohlmeinenden Absicht seiner Forschung, am Ende fr die folgende Katastrophe verantwortlich sei. Das Spiel mit den "bsen" Trieben und den ngsten der Menschen, in Tanz der Vampire noch mit den Mitteln der Komik betrieben, setzt Polanski in seinem nchsten, in den Vereinigten Staaten entstandenen und in New York spielenden Film Rosemary's Baby 'beiender' und mit hnlich unheilvollem Ende fort.
Kerstin-Luise Neumann
(aus: Reclam Filminfo)
Toller Komdienklassiker, der auch nach der x-ten Wiederholung nichts von seinem Glanz verliert!
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