Spenser
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***FORENBOSS***
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« am: 07. Dezember 2005, 13:25:15 » |
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Inhalt: New York, 1933, zur Zeit der groen Depression: Der fanatische und gerissene Filmproduzent Carl Denham (Jack Black) steht mit dem Rcken zur Wand. Die Investoren seines neuen Films sind von dem gedrehten Rohmaterial alles andere als begeistert, wollen ihn feuern und gar verklagen. Das Schlitzohr Denham denkt schneller und ergreift lieber die Flucht. Er hat einen khnen Plan, will sein Werk unbedingt zu Ende bringen. Dafr riskiert er Kopf und Kragen. Denham heuert Captain Englehorn (Thomas Kretschmann) und dessen Team an, um ihn nach Singapur zu bringen so sagt der Produzent jedenfalls. Der wahre Zielort ist die Sagen umwobene Insel Skull Island dem Mythos nach eine von der Zivilisation unentdeckte Insel. Dort will Denham filmen und spektakulre Bilder einfangen. Da seine Hauptdarstellerin die Gefahr nicht eingehen mchte und aussteigt, engagiert er auf der Strae die arbeitslos gewordene Variet-Knstlerin Ann Darrow (Naomi Watts) und verspricht ihr die groe Chance ihres Lebens. Mit Mhe und Not kann Denham seinen Geldgebern, die die Polizei im Schlepptau haben, entkommen und ins groe Ungewisse aufbrechen. Mit einiger List bringt er seinen Starautor Jack Driscoll (Adrian Brody) dazu, nicht von Bord zu gehen, so dass dieser sein Drehbuch whrend der Fahrt beenden kann. Nach sechswchiger Reise erreicht das Team tatschlich Skull Island, doch von Paradies kann keine Rede sein. Der Empfang der eingeborenen Wilden (Jackson inszeniert sie wie Orks) ist wenig herzlich. Ein Crewmitglied wird bei einem Angriff erschlagen nur mit Waffengewalt knnen sich Denham, Englehorn und das Team den Horden erwehren. Die Inselbewohner schlagen jedoch zurck und entfhren Ann, um sie als Opfergabe fr den Herren des Eilands darzubringen: King Kong. Dieser monstrse Riesengorilla lebt hinter einer gigantischen Mauer, die Denhams Leute durchbrechen mssen, um Ann zu retten...
Kritik:
Der bis dato teuerste Film aller Zeiten (Budget: 207 Millionen Dollar), der Nachfolger zur grandiosen, stilbildenden, bahnbrechenden Herr der Ringe-Trilogie, das Remake einer Kino-Ikone: Die Erwartungen an Peter Jacksons Fantasy-Abenteuer King Kong waren nicht gerade niedrig. Doch der sympathische, stmmige Neuseelnder enttuscht sein Publikum nicht und bietet das, was alle erhofft haben. Die King Kong-Neuverfilmung ist bombastisches, pompses Big-Size-Eventkino. Jackson zelebriert rastlose Action und verbindet packende Spannungselemente mit Dramatik, einer Liebesgeschichte und berhrender Tragik. Im Kampf um die Eventkrone des Jahres schlgt King Kong Harry Potter und der Feuerkelch und stampft die fragwrdige christliche Beweihrucherung Die Chroniken von Narnia: Der Knig von Narnia mit Anlauf in den Erdboden
Infos zu Regisseur & Hauptdarstellern:
Zu King Kong hat Regisseur Peter Jackson ein besonderes Verhltnis. Im Alter von neun Jahren fasste der Neuseelnder den Entschluss, Filmemacher zu werden nachdem er Merian C. Coopers und Ernest B. Schoedsacks Ur-Version aus dem Jahr 1933 gesehen hatte. Drei Herr der Ringe-Filme, drei Oscars (Regie, Produktion und Drehbuch fr Rckkehr des Knigs) und enormer Weltruhm spter schliet sich jetzt der Kreis. Mit dem bisher grten Budget der Geschichte allein mit den 32 Millionen Dollar, die Jackson das Ur-Budget berzog, htte Quentin Tarantino vier Mal Pulp Fiction drehen knnen fhrt er das fort, was 1996 noch gescheitert war. Vor Herr der Ringe unternahm der Regisseur, Produzent und Co-Autor bereits einen Versuch, King Kong auf die Leinwand zu stemmen, doch der artverwandte Mein groer Freund Joe (mit Charlize Theron und Bill Paxton) floppte, whrend Roland Emmerichs Godzilla knstlerisch und kommerziell die Erwartungen nicht erfllte. Das Studio bekam kalte Fe, King Kong lag auf Eis bis der sensationelle Erfolg Jacksons alle Tren ffnete. Bereits in der Postproduktion zu Herr der Ringe - Die Rckkehr des Knigs arbeitete das Team an Kong. Jackson setzt bei seinem neuesten Projekt auf dieselbe Mannschaft und vor allem wieder auf die Effektzauberer der WETA-Schmiede. Gedreht wurde ebenfalls in Neuseeland.
"King Kong" Das Wagnis eines Klassiker-Remakes hlt sich in diesem speziellen Fall in berschaubaren Grenzen. Inhaltlich und technisch sind die Filme berhaupt nicht mehr vergleichbar. Von vielen als Genre-Highlight gepriesen, kommt die 33er Version von King Kong bei ehrlicher Betrachtung tricktechnisch nicht ber den Status eines ruckeligen Marionettentheaters hinaus, setzte aber dennoch zu ihrer Zeit Mastbe. Die Stimmung trug des weiteren zum Mythos des Films bei. Mit alledem hat Jacksons brachiales Epos optisch nichts mehr zu tun. Aus den 100 Minuten der Ur-Version, an die sich der Filmemacher inhaltlich eng anlehnt, wurden in der aktuellen Neufassung satte 180 Minuten. Hier macht Jackson das einzig Richtige. Er verleiht seinen Charakteren Charakter. Er schafft eine Basis, so dass das Publikum ihnen auch bereit ist, zu folgen. Die Zeit der groen Depression ist in New York atmosphrisch hervorragend eingefangen. Das erste Drittel bis zur Ankunft auf der Insel glnzt durch viel Humor und einige nette Insiderjokes (Denham philosophiert: Monster gehren in B-Movies.) und Ehrerweisungen gegenber dem Original (Denham bei der Suche nach einer neuen Hauptdarstellerin: Fay [Wray] dreht gerade fr RKO; die Film-im-Film-Geschichte auf dem Schiff zitiert das Original). Die Tonart ndert sich in den verschiedenen Abschnitten entscheidend, ohne allerdings den Rhythmus zu verlieren oder zimperlich zu wirken. Durch den cleveren Schachzug, die Geschichte nicht in die Gegenwart zu verlegen, behlt der Film seine innere, relative Glaubwrdigkeit.
Naomi Watts Die Suche nach der entfhrten Ann Darrow leitet den actionlastigen Part ein, die Stimmung wird ernst. Im Folgenden brennt Jackson ein Action-Feuerwerk ab, welches sich exakt am Stil der Herr der Ringe-Filme orientiert, thematisch auf Steven Spielbergs Jurassic Park trifft und dabei den Pomp und die Wucht von James Camerons Titanic aufbietet. Ekstatische Verfolgungsjagden, spektakulre Kmpfe zwischen Kong und fiesen Dinosauriern - und mittendrin Denham und das Team, das versucht zu berleben. Bei dieser monstrsen Actionkirmes, die spter auch noch Ekelhorrorelemente in Form von gigantischem Insektengetier auffhrt, geht die so sorgsam eingefhrte Charakterzeichnung in der Hatz ein wenig unter. Einzig die Beziehung zwischen Kong und Ann Darrow bekommt Tiefe. Hier leistet der Film wieder Groartiges. Whrend die WETA-Leute bei den Dinosauriern, die keinen palontologischen Hintergrund haben, sondern im eigenen Skull-Island-Style gestaltet sind, noch gute Hausmannskost liefern, ist ihnen die Umsetzung des CGI-Kongs perfekt gelungen (Andy Gollum Serkis lieferte wieder die menschlichen Bewegungsvorlagen, die digitalisiert wurden). Gestik und Mimik sind menschlich begreifbar, aber nicht vermenschlicht (auch wenn Kong mit dem deutschen Fuball-WM-Maskottchen Goleo ein anatomisches Detail teilen muss). Kong ist bei aller Frsorglichkeit fr Ann immer noch ein wildes Tier. Dazu gelingt es Naomi Watts (Stay, Mulholland Drive, The Ring, 21 Gramm), sich von der Wucht des Riesens nicht erdrcken zu lassen. Jackson hatte mit der hochtalentierten Australierin den richtigen Riecher. Sie baut tatschlich eine nachvollziehbare Beziehung zu dem 7,50 Meter groen, 4.000 Kilogramm schweren Silberrcken auf und haucht der alten Die Schne und das Biest-Mr neues Leben ein. Besonders die erste Annherung der beiden ist anrhrend gefilmt. Dieser King Kong ist eine tieftraurige Figur, dessen Tragik bis zum obligatorischen Ende auf der Spitze des Empire State Buildings fein herausgearbeitet wird. Watts Schreiszenen halten sich erfreulicherweise im Gegensatz zum Original sehr in Grenzen hier hatte Jackson ein Nschen fr den Zeitgeist.
T-Rex vs. King Kong... Jack Black (School Of Rock, High Fidelity, Schwer verliebt) ist als Carl Denham exzellent besetzt. Der Vollblutkomiker zeigt genau die Gerissenheit, Verschlagenheit und Hinterhltigkeit, die ntig ist, um die Geschichte in Gang zu halten, kann seinem Charakter aber dennoch Sympathie sichern. Adrian Brody (Der Pianist, The Village, The Jacket) ist ebenfalls als in Ann verliebter Autor Jack Driscoll eine gute Wahl. Deutschlands Hollywood-Export Thomas Kretschmann (Der Untergang, Der Pianist, U-571) darf sich rhmen, dabei zu sein und spielt ansonsten solide. Bei der Rolle von Kyle Chandler als feiger Hollywoodheld Bruce Baxter verliert Jackson ein wenig die Balance und degradiert ihn fast schon zum Knallchargen. Auch Tom Hanks Sohn Colin (11:14, Roswell) muss als Denhams junger Assistent Preston das ein oder andere mal gehrig chargieren.
Jack Black Peter Jackson landet mit King Kong nicht den, aber einen groen Wurf. Zwar ist sein Action-Fantasy-Epos nicht ganz das Meisterwerk vom Kaliber eines Herr der Ringe, weil im direkten Vergleich doch der tiefgreifende hochdramatische Unterbau fehlt, aber der Neuseelnder untermauert mit seinem vor berbordender Intensitt sprhenden Werk eindrucksvoll seinen Ruf als derzeit bester Event-Kino-Regisseur und zeigt seinem Konkurrenten Steven Spielberg nach dessen zwiespltig aufgenommenem und hinter den Erwartungen zurckgebliebenem Krieg der Welten einstweilen die lange Nase. King Kong ist nicht perfekt, aber dennoch das Ereignis, das es diesen Winter unbedingt zu sehen gilt. Auch wenn der Vergleich a) hinkt und b) unfair ist: Ganz nebenbei pulverisiert Jackson Coopers und Schoedsacks Ur-Kong zum charmanten aber billigen Puppentheater...
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