SilverLion schrieb am 16.07.2006 15:30 Uhr:
Sommerzeit ist Wespen/Hornissen Zeit...
Endlich Sommer! Dem Frühstück auf der Terrasse und dem Abend im Biergarten steht nichts mehr im Wege. Wenn da nicht die ungebetenen Gäste wären: Wespen. Mit dem Hochsommer kommen auch die gelb-schwarzen Biester so langsam auf Hochtouren. Sie tun sich am Pflaumenkuchen gütlich, schneiden sich mundgerechte Stückchen aus dem Schinkenbrötchen, und machen auch vor dem frisch gezapften Radler nicht halt. Da gerät der Spaß im Freien schon mal zur reinsten Abwehrschlacht. Trotzdem sind Wespen - und im übrigen auch Hornissen - keine aggressiven Tiere. Zumindest dann nicht, wenn Sie richtig mit ihnen umgehen.
Aufdringliche Insekten
Von den schwarz-gelben Insekten gibt es weltweit mehr als 60 Arten. Für den Menschen problematisch sind hierzulande jedoch nur zwei Arten - die Deutsche und die Gemeine Wespe, wie Biologin Melanie von Orlow betont. Sie haben den Wespen den schlechten Ruf überhaupt erst eingebracht. Denn sie tummeln sich gern dort, wo es Leckerbissen gibt wie Grillfleisch, Wurst, Eis oder andere Süßigkeiten, und können recht aufdringlich werden.
Weitsichtig, aber nicht aggressiv
Weil diese Wespenarten den Menschen meist hektisch umfliegen, werden sie als aggressiv empfunden. Dabei wollen sie eigentlich nur scharf sehen und sind weder aufgeregt noch stechlustig. Die Tiere sehen auf kurze Entfernungen schlecht und kompensieren das durch hohe Fluggeschwindigkeit. Werden die Wespen allerdings durch wildes Herumgefuchtel gereizt oder gequetscht, stechen sie zu. Vor allem für Insektengift-Allergiker kann ein Wespenstich lebensbedrohlich sein. Dementsprechend sollten sie besonders vorsichtig sein und auch immer ein Antiallergikum parat haben.
Lebensmittel verderben nach Wespen-Landung
"Wespen ernähren ihre Brut von Fleisch, vor allem von Fliegen, die sie mit ihrem Gift lähmen und zum Nest schleppen", erläutert Holger Dathe, Leiter des Deutschen Entomologischen Instituts. Mit ihren kräftigen Beißwerkzeugen zerkauen sie die Beute zu einem Brei, den sie an die Jungen verfüttern. "Dadurch werden die Räuber allerdings auch zu einem Problem für die menschliche Gesundheit - beim Verzehr der Fliegen können sie sich mit Fäulnispilzen und Bakterien anstecken", warnt der Insektenforscher. Lebensmittel, auf die sich Wespen gesetzt haben, faulen oder schimmeln deshalb schneller.
Hornissen eng verwandt
Die Redensart "Ein Hornissenstich tötet ein Kind, sieben ein Pferd" gehört in das Reich der Mythen. Das Gift ist nicht gefährlicher als das ihrer nächsten Verwandten, den Wespen. Auch hier sollten lediglich Allergiker gut aufpassen. Zudem sind Hornissen relativ scheu - kommen also selten als ungebetener Gast zum Kaffeetisch.
Kommt das Schlimmste noch?
Richtig Hochsaison haben Wespen übrigens erst im Spätsommer - ab Mitte August, wenn ihre Völker das Maximum erreichen. Besonders dann ist eiweißreiche Kost wie Grillfleisch gefragt, um die letzten Larven noch aufzuziehen. Ab September stirbt das Volk langsam. "Gegen Ende September verlassen die Insekten ihre Nester", sagt Wohlert Wohlers von der Biologischen Bundesanstalt (BBA) in Braunschweig. "Während die Männchen sich mit den Königinnen vergnügen und bald absterben, genießen die Arbeiterinnen bis zum Herbst die Rente. Wenn sie auf unseren Pflaumenkuchen kommen, versüßen sie sich sozusagen auf eigene Faust ihren Lebensabend." Sollte es also einen warmen Altweibersommer geben, könnten auch die Wespen noch einmal richtig "aufdrehen".