Ganz ehrlich, aus so einer Geschichte macht man doch keinen Film. Maximal nen Groschenroman.
Da bin ich mal komplett anderer Meinung! Klar für die Leute die bedingungslos auf Action stehen und sich in jedem Falle Spannung oder gar Komik erhoffen, für die ist der Film absolut unbrauchbar. Es ist ein Film der da durchdringt wo sonst kein anderer: ins eigene Unterbewusstsein. Bemerkenswert ist die Tatsache dass jede Jahreszeit zu jeder halben Stunde wechselt. Das hat die Wirkung wie sie jeder zu kennen pflegt. So unterschiedlich die Jahreszeit so unterschiedlich der Charakter. Dies macht sich besonders bei den sehr unterschiedlich geprägten Figuren und natürlich auch bei der Umgebung bemerkbar.
Tom (gespielt von dem wieder mal großartigen Jim Broadbent) und (J) Gerry (hätte man nicht passender wählen können

) wirken von außen her betrachtet als die 2 wichtigsten Figuren von Another Year. Eine landwirtschaftlich orientierte Familie mit einem 30 jährigen Sohn und einem schönen Eigenheim. Wirkt bis dahin alles recht gewöhnlich....ist es auch! Die Beziehungen mit ihren Freunden und Verwandten kann man als sehr liebevoll bezeichnen. Wenn sie sich auch mal ärgern wenn schon wieder die Mary zu Gast ist, merkt man doch immer die tiefgründigen gut ausgearbeiteten Details.
Den eigentlichen Star des Films habe ich schon erwähnt: Mary (gespielt von Lesley Manville). Es gibt sehr wenige Charaktere die mich auf solch eine besondere Art berühren. Ihr ganzer Charakter ist auf die immer wiederkehrende Melancholie ausgelegt. Zu sehen eigentlich in nahezu jeder Szene. Sie ist eine Frau die sich total abhebt von ihren Freundinnen. Sie lebt schon 30 Jahre allein, hat keine Kinder, ist "nur" Sekretärin (anders als Gerry die ja ihr Boss ist) und ihre Freizeitbeschäftigung ist einzig und allein das Ehepaar Tom und Gerry. Man merkt als Zuseher dass es fast schon zu einem Debakel kommt, wenn sie sich mal mit jemanden streitet. Die neue Freundin des Sohnes von T&G musste die Verzweiflung hautnah miterleben. Ich bin echt gerührt. Einen so faszinierenden Charakter habe ich lange in einem Film gesucht und hier habe ich ihn gefunden. Bemerkenswert ist es wie die Macher des Films und auch die Schauspielerin selbst, es hinbekommen haben einen so wandelbaren Charakter zu formen.
Weniger im Mittelpunkt, dafür aber genauso mitfühlend der schon angesprochene Sohn der Familie. Als es mal zu einem Familienstreit kam, war er der erste der den Schlichter gespielt hat. Mit Mary pflegt er eine noch bessere Beziehung als zu seinen Eltern. Man merkt in dieser Beziehung, dass er ihr Sohn ist denn sie niemals hatte und haben wird. Sie kennt ihn schon von klein auf und die beiden sind auch für Spaß zu haben (Zum Beispiel als sie ihn fragte wie alt er denn sei, antwortete er: hmmm 60. Klasse

). Und sie ist es auch die sich Sorgen macht als er seine neue Freundin hatte. Man könnte es auch als Inspektion bezeichnen, so wie sie das junge Mädel betrachtet hat.

Klar für T&G ist es auch ihr einziges Kind, aber die Beziehung fesselt den Zuschauer nicht so stark wie die zwischen ihm und Mary (wenn ich nur den Namen wüsste...).
Sorry für meinen Roman, aber seit "Ziemlich beste Freunde" hat mich kein Film mehr so begeistert wie dieser. Auch wenn ich sicherlich zur Minderheit gehöre...
Für mich sind es mehr als klare 5 Sterne. Schön auch dass dieses Mal Vereine wie Derby County und Hull City im Mittelpunkt standen. Hebt sich etwas von ManU, Liverpool und den "London 3" ab, die man sonst immer im UK TV/Kino zu hören und auch zu sehen bekommt.
