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Autor Thema: Brazil (1985)  (Gelesen 784 mal) Durchschnittliche Bewertung: 0
Dan Tanna Spenser
NOSTALGIE NERD
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TV SERIEN JUNKIE


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« am: 15. April 2015, 00:59:30 »

Handlung

Sam Lowry ist ein kleiner Angestellter im Archiv der Abteilung für Informationswiederbeschaffung des allmächtigen „Informationsministeriums“ (Ministry of Information – M.O.I.) in einer düsteren, bürokratisierten und technisierten Welt. In seinen Träumen trifft er als geflügelter Held in schimmernder Rüstung eine blonde Schönheit in wallendem Weiß. Im wirklichen Leben möchte er gerne unauffällig leben. Seine einflussreiche Mutter, die mit ihrer Freundin Mrs. Terrain um den besseren Schönheitschirurgen konkurriert, arrangiert eine Beförderung, die Sam aber ablehnt.

Durch einen Druckfehler kommt es zu einer folgenschweren Verwechslung, indem anstatt eines als „Terrorist“ gesuchten freischaffenden Heizungsinstallateurs namens Tuttle, der sich dem alles beherrschenden Bürokratieapparat dieser Gesellschaft entzieht, ein unbescholtener Familienvater namens Buttle verhaftet und zu Tode gefoltert wird. Sam wird die bürokratische Nachbearbeitung dieses Irrtums aufgetragen. Den Rückvergütungsscheck für die vorgesehene „Informationswiedergutmachungszahlung“ überbringt er persönlich der Witwe. Dabei begegnet er der Frau aus seinen Träumen, der Lastwagenfahrerin Jill Layton, einer Nachbarin Buttles.

Um sie wiederzufinden, akzeptiert er die Beförderung und nutzt zugleich den Kontakt zu seinem ehrgeizigen Freund Jack, der in hoher Stellung einer geheimen Tätigkeit nachgeht. Dieser berichtet Sam von der geplanten Verhaftung Jills. Während Sams Wohnung aufgrund eines Heizungsschadens trotz der Hilfe von Tuttle unbewohnbar wird, entwickeln sich Sams Träume zu Albträumen, in denen er gegen übermächtige Gegner ankämpfen muss, während Jill ihm zu entgleiten droht. Er versucht, Jill vor einer Verfolgung zu retten, indem er in die Datenbank des Ministeriums ihren Tod einträgt. Jedoch werden beide in der Wohnung von Sams Mutter überrumpelt, wobei Sam verhaftet und Jill offenbar getötet wird.

Sam wird an einen Stuhl gefesselt und Jack kommt, um ihn zu verhören; Sam erkennt ihn trotz einer Maske. Bevor Jack anfangen kann, wird er erschossen und Sam wird durch Tuttle und eine Gruppe von „Terroristen“ gerettet. Nach einer wilden, absurden Flucht mit Jill finden beide schließlich in einer idyllischen Landschaft Zuflucht. Diese Flucht stellt sich am Ende jedoch als ein Traum von Sam heraus, der bei dem Verhör den Verstand verloren hat und auf diese Weise seinen Folterern entkommt.

Anmerkungen

    „Brazil war ein Film, der schon seit Jahren in meinem Kopf saß; ich meine, seit ungefähr zehn Jahren dachte ich über Dinge wie diese nach. Auf einer einfachen Ebene war dieser Film reinigend für mich. Er handelt wohl vor allen Dingen von meinen eigenen Frustrationen und meiner anscheinenden Unfähigkeit zu erreichen, was ich erreichen möchte, und meiner Unfähigkeit, ein System wirkungsvoll zu treffen, welches gänzlich falsch ist. Die Ängste von Brazil betreffen eigentlich nicht die Gefahr, die Welt könnte uns wegen des Systems aus den Fingern gleiten, denn wir sind ja das System. Worum es in Brazil wirklich geht, ist, dass das System nicht aus großartigen Führern besteht, oder aus großartigen Maschinisten, die es kontrollieren. Es besteht aus einzelnen Menschen, die einfach ihren Job tun, als kleines Zahnrad, und Sam beschließt ein kleines Zahnrad zu bleiben und letztendlich zahlt er den Preis dafür. […] Auf der anderen Seite merkte ich, dass es ein Wunschbild gibt, das sagt, wenn wir alle unseren kleinen Beitrag leisten, würde die Welt eines Tages besser werden. Dann gibt es auch die Pessimisten, die meinen: ‚Genug von diesem Geschwätz, es macht sowieso keinen Unterschied, am Ende stürzen wir wie die Lemminge die Klippe runter‘. Daraus ergab sich die Frage: ‚Wie entkommst du denn dieser Welt?‘ und Sam entkommt ihr, indem er wahnsinnig wird. Ich begann diesen Film mit der Frage im Hinterkopf, ob man einen Film machen könne, bei welchem das Happy End ist, dass jemand verrückt wird? …“

– Terry Gilliam: Ausschnitte aus einem Interview während der South Bank Show am 29. Juni 1991.

Hintergründe
Brazil ist eine düstere, kafkaeske Dystopie, die sich der Stilmittel der grotesken Komödie bedient. Dem damaligen Chef von Universal Studios, Sid Sheinberg, war das hoffnungslose Ende des Films zu düster und er wollte eine Version mit einem Happy End herausbringen. Der Streit zwischen Gilliam und Sheinberg eskalierte und gipfelte in einer ganzseitigen Anzeige im Branchenblatt Variety, in der Gilliam Sheinberg mit den folgenden Worten zur Freigabe des Films aufforderte:
„Sehr geehrter Sid Sheinberg,

Wann wollen Sie denn eigentlich meinen Film BRAZIL veröffentlichen?
Terry Gilliam.“

Als Resultat der Streitigkeiten kam Brazil in zwei unterschiedlichen Schnittfassungen ins Kino: in Europa in einer 142 Minuten langen Fassung (PAL-Laufzeit: 136 Minuten) und in den USA in einer gekürzten 132-Minuten-Fassung. Für die amerikanische Laserdisc-Veröffentlichung in der Criterion Collection erstellte Gilliam 1993 auf Basis der europäischen Schnittfassung einen 143 Minuten langen Director’s Cut. Zudem gibt es eine nur im amerikanischen Fernsehen gezeigte Fassung (die sogenannte „Love Conquers All“-Version, auch Sheinberg Edit genannt), die nach der „Bearbeitung“ nur noch 94 Minuten zählt. Herausgeschnitten wurden zahlreiche Szenen, die dem Verleih zu negativ erschienen, sowie der Schluss, der das „Happy End“ als Traum-Flucht des gefolterten Sam Lowry enthüllt.

Ursprünglich war als Titel „1984 and ½“ vorgesehen − eine Anspielung sowohl auf George Orwells berühmten Roman als auch auf Federico Fellinis Film 8½ − ein Einspruch der Erben Orwells verhinderte dies jedoch.

Der endgültige Titel ist eine Anspielung auf den Samba „Brazil“ (original Aquarela do Brasil) von Ary Barroso (1939), der in einer Version von Geoff Muldaur die Titelmelodie des Films bildet und in verschiedensten Abwandlungen im Film wiederkehrt. Dabei kontrastiert die Filmmusik häufig mit den gezeigten Bildern bzw. der Handlung.

In der Featurette What is Brazil? kommentiert Gilliam den Filmtitel:

    „Ursprünglich begann der Film in Port Talbot, Wales. In Port Talbot wird Stahl erzeugt. Der Strand ist vom Kohlenstaub total schwarz. Schiffe laufen auf den Inseln ein und riesige Förderbänder transportieren die Kohle, alles ist voll Staub, der Strand ist rabenschwarz. Da saß ich bei Sonnenuntergang. Ich sah nur das Bild eines Typen vor mir, der dort den Sonnenuntergang ansah, während sein Radio seltsame Musik empfing, wie Brazil, lateinamerikanische, romantische Musik. So fing alles an. Und darum geht es in dem Film nach wie vor. Es geht um jemanden, der all dem entfliehen will, der glaubt, es gebe eine Fluchtmöglichkeit.“

Drehorte

Der Film entstand in den Lee International Film Studios in Wembley sowie an verschiedenen Orten in Großbritannien und Frankreich. Gedreht wurde u. a. im Les Espaces d’Abraxas, einem vom spanischen Architekten Ricardo Bofill entworfenen und 1982 in Noisy-le-Grand errichteten Gebäudekomplex. In einer Szene erfolgt eine Verfolgungsjagd mit Fahrzeugen im Erschließungsbereich des 19-geschossigen monumental gestalteten sozialen Wohnungsbaus. Dieser Bereich ist frei zugänglich (in der Nähe der RER-Station Noisy Le Grand). Die Hochhaus-Wohnung, in der Sam Lowry im Film wohnt, wird über einen offenen Laubengang erschlossen und ist ebenfalls in Bofills bombastischen Wohungskomplex anzusiedeln. Die exakte Lage kann jedoch nicht zweifelsfrei ausgemacht werden. Auch der Torbogen, der im Film als Zugang zur Trauerfeier von Mrs. Terrain dient, liegt im Bereich des d’Abraxas.

Aufnahmen des Zugangsbereiches des Hochhauses Shangri-La, in dem Familie Buttle wohnt, sowie der Büroräume des Archivs, in dem Sam zunächst beschäftigt war, zeigen die ehemalige CWS-Getreidemühle am Royal Victoria Dock in London. Der Praxisraum von Dr. Jaffee ist in Wirklichkeit die Arab Hall im Leighton House in Holland Park. Weitere Aufnahmen entstanden im National Liberal Club am Whitehall Place, im Rainbow Room in Kensington, alle in London gelegen, sowie in den Mentmore Towers in Mentmore in Buckinghamshire. Drehort der Folterszene war das Innere eines der Kühltürme des Kraftwerks Croydon B im gleichnamigen Stadtteil von London. Außenaufnahmen des Informationsministeriums entstanden ebenfalls am Kraftwerk. Dieses war 1984 stillgelegt worden, Anfang der 1990er Jahre wurde der Komplex weitgehend abgerissen. Die ländliche Gegend, in die sich Sam und Jill vermeintlich retten können, zeigt Newlands Valley bei Keswick im Lake District.[4]
Kritiken

    „Die Geschichte wird in einer Mischung aus surrealistischen Traumvisionen, rasanten Action-Turbulenzen und bitterböser Satire erzählt: Kino als Geisterbahnfahrt. Perfekt inszeniert, aber allzu sehr auf Überwältigung der Sinne setzend.“

– Lexikon des Internationalen Films

    „Kaum zu glauben, dass die brillant-bizarre Groteske seit über elf Jahren zu keiner vernünftigen Sendezeit mehr ausgestrahlt wurde. Dabei zählt der bildgewaltige Geniestreich von Terry Gilliam (‚Time Bandits‘) zu den großen Kultwerken der Filmgeschichte – angesiedelt zwischen Franz Kafka, George Orwell und durchgeknallter Monty-Python-Anarchie. Fazit: Worte reichen nicht – man muss es sehen!“

– Cinema

    „Ein hochgradig einflussreicher, nicht zuletzt visuell herausragender Beitrag zum Science-Fiction-Genre, der sich dank seiner Überfülle an Ideen und seinem durchwegs großartigen Ensemble längst zum Klassiker gemausert hat.“

– Filmzentrale

Auszeichnungen

Der Film war bei der Oscarverleihung 1986 in den Kategorien Bestes Originaldrehbuch und Bestes Szenenbild nominiert.

Bei den Los Angeles Film Critics Association Awards gewann der Film 1985 in den Kategorien Bester Film, Bestes Drehbuch und Beste Regie.


Trivia
Als Sam Lowry nach seiner Beförderung ins Nachbarbüro tritt und seinen Kollegen nach dessen Namen fragt, antwortet dieser mit „Harvey Lime.“ Dies erinnert stark an Harry Lime, den Namen des von Orson Welles dargestellten Protagonisten in Der dritte Mann, dessen berühmte Titelmusik auf der Zither Harry Lime Theme heißt.

Die Szene, in der Sam von Tuttle gerettet wird und dann gegen die Regierung an der Treppe kämpft, ist eine Anspielung auf Sergej Eisensteins berühmte Treppenszene aus dem Film:"Panzerkreuzer Potemkin". In beiden Filmen gibt es eine Nahaufnahme von einer Frau, die einen Schuss in das Auge bekommt, sodass ihre Brille zerplatzt. Während anschließend bei Eisenstein ein Kinderwagen mit Baby die Treppen hinunterfällt, ist es bei Gilliam ein Staubsauger. In beiden Filmen handelt es sich um eine Attraktionsmontage(von Eisenstein begründet) da die mechanischen rhythmischen Bewegungen der Soldatentruppen mit den hilflosen Bewegungen der Revolutionären\Opfern kontrastieren und immer wieder zwischen beiden Polen hin- und hergeschnitten wird.

Bei dem Fahrzeug, mit dem Sam unterwegs ist, handelt es sich um einen modifizierten Messerschmitt Kabinenroller, Jills Lastwagen ist ein Scammell S 24. Die silbernen Polizeifahrzeuge entstanden auf Basis der All Terrain Mobility Platform des britischen Herstellers Supacat.

Einen Kurzauftritt als Schönheitschirurg Dr. Chapman hat Jack Purvis, der in Gilliams Film Time Bandits eine der Hauptrollen gespielt hatte. Etliche andere der Schauspieler waren zuvor ebenfalls in Time Bandits zu sehen gewesen.

Literatur

    Jack Mathews: The Battle of Brazil. Terry Gilliam v Universal Pictures in the Fight to the Final Cut. Applause Books, New York 1987, 1998, ISBN 1-55783-347-8


    Jonathan Pryce: Sam Lowry
    Robert De Niro: Archibald „Harry“ Tuttle
    Kim Greist: Jill Layton
    Katherine Helmond: Mrs. Ida Lowry
    Ian Holm: Mr. M. Kurtzmann
    Bob Hoskins: Spoor
    Michael Palin: Jack Lint
    Jim Broadbent: Dr. Jaffe
    Ian Richardson: Mr. Warrenn
    Peter Vaughan: Mr. Helpmann
    Ray Cooper: Techniker
    Simon Jones: Verhaftungsbeamter
    Terry Gilliam: Rauchender Mann bei den Shang-ri La Towers

Quelle: wikipedia




Kompletter Film (engl.)
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mokka
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« Antworten #1 am: 15. April 2015, 22:23:05 »

Als eingefleischter Monty Python Fan habe ich mir den Film damals angesehen und damals noch nicht so richtig verstanden. Aus heutiger Sicht kann ich aber nur sagen, dass der Film richtig gut ist. Ein typisches Werk von Terry Gilliam.
 Sehr guter Film/Serie
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