Diesen Film hatte ich mir vorhin erst wieder angesehen und mir extra für dieses Forum zahlreiche Notizen gemacht, die mir aufgefallen sind.
Wer neben der 1962er-Verfilmung der Rialto auch den Roman „Die Tür mit den sieben Schlössern“ gelesen hat, weiß, dass sich die Adaption von Harald G. Petersson, Johannes Kai und Gerhard F. Hummel einige Freiheiten gegenüber ihrer Vorlage herausgenommen hat. Nun darf man aber nicht erwarten, dass man in dieser früheren Umsetzung eine werkgetreuere Version finden wird, denn auch die hier waltenden Drehbuchautoren (wieder drei an der Zahl) schoben dieses und jenes von A nach B, zwischen die Zeilen hinein oder aus dem Blickfeld hinaus. Man kann folgern, dass beide Filme die Handlung des Originals deutlich wiedererkennen lassen, die ideale Adaption aber auch nach Begutachtung dieses weniger bekannten Streifens noch auf sich warten lässt.
Dem Roman entsprechend funktioniert die Bildung der Schlüsseltruppe – am Totenbett Lord Selfords, manche mehr und manche weniger besorgt um das Schicksal seines Nachwuchses. Lopez Silva erhält im Norman-Lee-Film eine deutlich größere Rolle als nur tot im Flugzeug herumzuliegen, auch wenn ihn letztenendes ein ähnlich unschönes Schicksal erwartet.
„Die Kammer des Schreckens“ – es verwundert, dass Savoy den Film nicht unter dem bekannteren Romantitel vermarktet – überzeugt als klassischer Gruselkrimi und nimmt dabei viel von der Grundstimmung des Buches auf, in dem die düstere Atmosphäre auf und rund um Selford Manor und das Galgenhaus im Mittelpunkt steht. Der damaligen Produktionszeit geschuldet, investiert der Film blindes Vertrauen in den Umstand, dass sich das Publikum vor einem alten Schloss schon gruseln wird, wenn man es nur in dunkles Licht taucht und einige merkwürdige Gestalten darin umherirren lässt. Weitere Zutaten auf der Schockerliste: die Totengruft (eine sehr memorable Szene des Romans, in der Dick Martin, Sybil Landsdown und Mr. Haveloc in der Gruft eingeschlossen werden, wurde sehr gut in den Film übertragen), der Affe Dr. Manettas, die Sammlung von Folterinstrumenten, ständige Bezüge auf die spanische Inquisition und der stumme Diener, der seinerseits aber wie der blinde Jake in „Der Würger von London“ den Vergleich gegen Ady „the monster“ Berber haushoch verliert.
Es gelingt dem Film, eine angenehme Spannung aufzubauen, wenngleich dies noch besser funktioniert hätte, hätte man auf den recht ausgeprägten Humor verzichtet bzw. ihn dezenter gestaltet. Insgesamt macht „Kammer des Schreckens“ aber einen Eindruck, als wären verschiedene Szenen nicht optimal ausgekostet bzw. aufeinander abgestimmt worden, was gemeinsam mit dem Humor dem sehr guten Stoff mehr Trivialität als nötig verleiht.
Die Besetzung der Hauptrollen ist sehr ansehnlich. Romilly Lunge und Lilly Palmer sind als abenteuerlustiges Ermittlerpaar zu beobachten, das am Ende einem Happy-End entgegenfahren darf. Die beiden stehen ihren Kollegen aus den 1960er Jahren in nichts nach und machen sich gewitzt und mit vollem Einsatz ans Werk. Wie Bela Lugosi in „Der Würger von London“ tut sich aber auch hier besonders der doktortiteltragende, aus dramaturgischen Gründen umbenannte Schurke hervor, der als Quell allen Bösen eine rundum verdammenswürdige Gestalt abgibt. Bei Dr. Manetta handelt es sich um die für den Film aufgearbeitete Variante Dr. Stalettis, der sich von Tierversuchen auf das Sammeln alter Foltergeräte verlegt hat und von Leslie Banks ein sehr beeindruckendes Gesicht verliehen bekommt. Es gibt Szenen, in denen Banks sowie seine Handlangerin Cathleen Nesbitt, die spätere Lady Emberday in der Rolle der Mrs. Cody, die Leichtigkeit der Inszenierung aufbrechen und tatsächlich nicht nur Schauerromantik, sondern echte Düsternis durchbricht. Diese Momente lassen erahnen, welches Potenzial „Die Tür mit den sieben Schlössern“ eigentlich besitzt.
Nicht immer ganz sauber gearbeitete Wallace-Adaption, deren Sichtung sich aber nicht nur aus Vollständigkeitsgründen lohnt. Chilliger Gothicgrusel, ein guter Plot und überzeugende Schauspieler lassen mich 4 von 5 Punkten ziehen. Dieser Film kann auch bei Einsteigern Appetit auf weitere Wallace-Adaptionen der 1930er und 1940er Jahre wecken.