Vor „Attempt to Kill“ blendet wie vor vielen anderen Merton-Park-Produktionen der Hinweis auf, dass der Film – zum Premierenzeitpunkt in den frühen 1960er Jahren! – vom BBFC, dem British Board of Film Censors, zur Aufführung vor allen Altersklassen freigegeben wurde. Einerseits verdeutlicht diese Meldung die grundlegend verschiedenen Strategien der Einschätzung von Altersstufen im Film zwischen Großbritannien und Deutschland, wo Wendlandt häufig mit der FSK um eine 12er- oder gar 16er-Freigabe kämpfen musste; andererseits muss aber auch hinzugefügt werden, dass die Merton-Park-Filme in den allermeisten Fällen nüchterner und damit bei weitem nicht so brutal und gruselig geraten sind wie ihre deutschen Pendants. „Attempt to Kill“ ist, um das Sprichwort etwas umzukehren, unter den Einäugigen der Blinde und verzichtet damit fast völlig auf wirkungsvolle Schauerelemente. Die „Merton Parks“ haben trotz ihrer harmloseren Ausrichtung gern einen hohen Bodycount, einen effektiven Spannungsaufbau und eine gewisse inhaltliche Düsternis. Diese Punkte fehlen in dem 1961er Krimi deutlich, was dazu führt, dass er stellenweise in seiner Dramaturgie durchhängt.
Das Setting wurde charmant in Szene gesetzt, spielt die Geschichte doch hauptsächlich in und um einen Landsitz mit sommerlichem Parkgarten und direkter Lage an der oberen Themse, wo der Hausherr und seine Sekretärin und Frau in spe mit dem Boot einen Turn hinlegen. Mit Derek Farrs Detektivinspektor Minter wurde ein echtes Wallace-Original in der eher freien Adaption des bisher nicht übersetzten Kurzromans „The Lone House Mystery“ beibehalten, auch wenn man Minters Vornamen von Patrick J. in W.L. abänderte. Die Besonderheit der Romanvorlage besteht darin, dass sie einer der wenigen Stoffe war, die Edgar Wallace in der ersten Person vom Ermittler erzählen ließ, anstatt einen allwissenden Erzähler einzusetzen.
Die Auflösung überrascht zumindest teilweise, weil sie der üblichen Gangsterdenke der Wallace-Geschichten ein Stückweit zuwiderläuft und sich auf eine Versammlung der Verdächtigen und gute darstellerische Leistungen stützen kann. Richard Pearson, der auch später noch durch diverse Krimiserien wie „Columbo“ oder Joan Hicksons „Miss Marple“ geisterte, darf eine große Spannbreite der Emotionen abrufen, während Tony Wright den undurchsichtigen, unnahbaren Eindruck eines britischen Joseph Cotton erweckt. In einer kleinen Rolle als Haushälterin ist Grace Arnold zu sehen, die diesen Part als Mrs. Hudson in der BBC-Sherlock-Holmes-Serie mit Peter Cushing wiederholen durfte.
Auch wenn „Attempt to Kill“ ein reizendes kleines Rätsel in schicker Atmosphäre bietet, so wird man das Gefühl nicht los, die Geschichte hätte auch in aufregenderer Form erzählt werden können. Wann immer sich ein Film um missglückte Mordanschläge dreht, läuft er Gefahr, seine Spannungsmomente etwas zu verschleppen. 3 von 5 Punkten