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Autor Thema: 2. S1E02 Das Karussell des Todes (D, 1995)  (Gelesen 1024 mal) Durchschnittliche Bewertung: 2
filmfan
Azubi in der Police Academy
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« am: 30. August 2017, 21:25:08 »

Als ein Einbrecher nachts in das Haus der jungen Witwe Lady Osborne eindringt und den Tresor knackt, wird er vom Gärtner überrascht – und ermordet diesen kurzerhand. Anschließend flieht er. Am anderen Morgen sind die Ermittler von Scotland Yard vor Ort und stellen fest, dass außer Bargeld nichts im Hause Osborne fehlt. Doch die Aussagen einiger Familienangehöriger klingen so, als ob manche Verwandte ganz genau wüssten, wonach der Einbrecher gesucht hat … (Text: kabel eins)

Deutsche Erstausstrahlung: Di 27.02.1996 RTL
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« Antworten #1 am: 30. August 2017, 21:26:15 »

Bis zum dritten Mord sterbenslangweilig, mit Ausnahme von Joachim Kemmer, Karl-Heinz Barthelmeus, Wilfried Hochholdinger und Gundula Petrovska grottig oder blass gespielt, musikalisch grausamst untermalt und Inszenierung aus dem Einheitstopf, der den deutschen Film als Gesamtes vor den Baum gefahren hat (selbst wenn es immer wieder gute Ausnahmen gibt). Mit dem Fund der dritten Leiche wird’s erstaunlicherweise sehr viel besser. Die Musik holt aus dem Rahmen ihrer aufgrund des Synthesizer-Gedudels sehr begrenzten Möglichkeiten noch paar Sachen raus, ist aber insgesamt viel zu überstrapaziert. Die Regie wird ansprechender und atmosphärischer, wenngleich der breiige Mantel bis dahin natürlich schon relativ verfestigt ist und schwerlich noch annulliert werden kann. Michèle Marian spielt zunehmend besser, auch die furchtbar fade Julia Bremermann wird besser und als Duo mit Kemmer doch noch grade so sympathisch, sowohl Duo als auch einzeln bräuchten beide Ermittler eigentlich mehr und bessere Szenen. Harald Leipnitz kommt mehr zur Geltung und reißt sehr viel raus. Von dem schlechten Witz Sir John sieht man glücklicherweise nicht mehr viel, der im übrigen auch der beste Beweis für das handwerklich grauenhafte Drehbuch ist, das dem Film einen furchtbar biederen und veralteten Stempel aufdrückt und sich durch bis zum dritten Mord sehr miese Dialoge und auch danach durch immer wieder auftretende hilflose Geschichten auszeichnet. Wie sich undeutsche Wörter („ebent“) in den Sprachgebrauch der ums Verrecken adrett gespielten Lady Osborne einschleichen können und warum die veraltete Dialog-Machart und gewollt-gelackte Atmo sich zum Finale hin auf einmal mit neumodischer Umgangssprache mischt (kurz bevor es in den Keller zu den Schlössern geht) ist sehr fraglich. Dass der im Film als „unkomisch“ verschrieene Flatner alias Eddi Arent letztlich der im Dialog mit Abstand komischste Höhepunkt des Films ist, ist bezeichnend ...

Fazit: Unkontrolliert inszeniert, von Hop bis Top, keine sonderlich gut zusammenfließende Schauspielerführung. Die Musik ist vom System her unpassend, hat aber einen Höhepunkt (die tödliche Autofahrt). Andererseits gefällt mir, obwohl oft ungekonnt umgesetzt, der Versuch das Ganze nicht in Richtung Tatort und Co. zu inszenieren sondern stilistisch doch was Eigenes zu machen, der sich sehr langsam aber sicher abzeichnet, wenngleich es bis zu Mord 3 weitestgehend sehr amateurhaft wirkt. Die größtenteils theatralische Machart ist eigentlich unterhaltsam, wenn sie nicht so oft ins unkontrolliert Lächerliche abgleiten würde. Die England-Atmosphäre wirkt aufgesetzt, der Film wirkt durch und deutsch, absolut deutsch und das im eher negativen Sinne. Die Außenaufnahmen sind nichts wert, was die Atmosphäre bezüglich England betrifft. Der Film hat Atmo, aber man merkt immer, dass man gerne in England wäre, aber dazu was fehlt, selbst obwohl man wirklich da war ...

Kemmer kommt als Inspektor und aufgrund seiner dem Film sehr zuträglichen Präsenz zu kurz, Julia Bremermann ist insgesamt zu langweilig (das auch beste Beispiel für die schwache Schauspielerführung). Teilweise wird zu sehr chargiert, woran sich die ungekonnte Abwägung des Ganzen zeigt (gerade am Anfang; der erste Auftritt von Michele Marian ist schrecklich), da sich andererseits auch etliche gekonnte Charge-Elemente zeigen (umso länger der Film andauert), wie für Wallace an sich passend und charakteristisch sind, wenn sie denn gekonnt gespielt und inszeniert sind.

Der Humor ist insgesamt peinlich, aber irgendwo niedlich und zumindest von Joachim Kemmer sympathisch gespielt, Leslie Phillips hilft aber nichts mehr, denn die „lustigen“ Ideen für Sir John sind zuviel des Guten. Immerhin ist der Humor als Gesamtes nicht so aufsässig wie der selbstüberzeugte Humor im „Bogenschützen“, sondern eben eher sehr unbeholfen, aber daher infantil-charmant und bemüht, unter Berücksichtigung, dass es die 90er waren, sogar ziemlich mutig. Die Schauspieler gefallen unterm Strich gut, sind besser als im „Fluch der gelben Schlange“, daher:

1,5 / 5 Punkten Serie/Film kann man sich mal ansehen

Wenn man einen wesentlich fähigeren Autor und einen souveräneren Regisseur gehabt hätte, der seine Qualitäten voll ausschöpfen kann und nicht nur manchmal, und einen nicht so monotonen, pseudo-modernen Komponisten, hätte durchaus etwas sehr Gutes daraus werden können. Das Konzept in seinen Grundlagen, mit der notwendigen Theatralik, den Schockmomenten und überzeichneten Charakteren, ist, wenn gut umgesetzt, eigentlich für Deutschland recht unkonventionell und gut. Man würde sich allerdings dann auch dringend weniger eindimensionale Charaktere wünschen, dann bekäme das Ganze Tiefgang und wäre auch ein Augenschmaus mit Unterhaltungseffekt und gekonnter Selbstironie. Am Ensemble scheitert’s letztlich nicht. Keine Ahnung
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