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Autor Thema: Die toten Augen des Dr. Dracula (Operazione paura) (Italien, 1966)  (Gelesen 437 mal) Durchschnittliche Bewertung: 4
filmfan
Azubi in der Police Academy
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« am: 12. Juli 2020, 20:41:17 »



Der scheinbare Selbstmord des Dienstmädchens Irena lässt Inspektor Kroger in ein kleines Dorf reisen, zu welchem auch das Schloss Graps gehört, in welchem Irena angestellt war.
Zusammen mit dem Arzt Paul Eswai stellt Kroger fest, das Irena bereits das 12. Todesopfer ist, welches in letzter Zeit Selbstmord begangen haben soll. Die Dorfbewohner jedoch glauben, dass der Geist eines jungen Mädchens für die Morde verantwortlich ist. Und tatsächlich kommt es immer wieder zu geisterhaften Erscheinungen, welche weitere Todesfälle nach sich ziehen.
Immer mehr Spuren deuten zum Schloss der Baronessa Graps. Als Dr. Eswai auch die Leiche von Kroger findet, vermutet er, daß alle Leute sterben müssen, die jemals das Schloss besucht haben. Ein großer Irrtum. Denn die unzähligen Zimmer des Schlosses verbergen ein Geheimnis, daß viel fürchterlicher ist, als Eswai es sich je vorzustellen vermag.

 Darsteller: Giacomo Rossi-Stuart, Erika Blanc, Piero Lulli, Fabienne Dali, Giacomo Rossi Stuart
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« Antworten #1 am: 12. Juli 2020, 20:43:51 »

Mal wieder weitergemacht in meiner trashigen Horrorfilm-Reihe Grinsen

Wow. Bevor jetzt aber mein Bericht des vorliegenden Mario Bava-Werkes folgt, soll erst einmal der deutsche Alternativtitel genauer betrachtet werden: Grinsen Die toten Augen des Dr. Dracula. Also wenn der nicht einiges verspricht, dann weiss der Verfasser dieser Zeilen auch nicht mehr weiter.  totlachen Tja, die Deutschen sind ja ohnehin schon immer recht erfinderisch mit der Vergabe einheimischer Titel gewesen – vor allem auf dem Horrorsektor sind da in der Vergangenheit so einige Schandtaten vollbracht worden, wenn man beispielweise an Namen wie „Die Geisterstadt der Zombies“ oder „Ein Zombie hing am Glockenseil“ zurückdenkt.  totlachen

Nun wäre „Die toten Augen“ (wie manche Fassungen nach der Kinoauswertung auch hießen) allein gar keine so schlechte Wahl für den im Original „Operazione paura“ (=„Operation Angst“) betitelten Streifen gewesen, aber der Schmarn vom „Dr. Dracula“ macht irgendwie gar keinen Sinn, zumal der Fürst der Finsternis nicht ein einziges Mal durch das Bild huscht, geschweige denn jemals promoviert hat…
Aber das soll dann mal die Sache des damaligen Verleihers bleiben, schließlich soll der Fokus der Rezension ja auf der Qualität des betreffenden Filmes liegen.

Der Name Mario Bava sollte eigentlich so jedem echten Horrorfan ein Begriff sein: Schließlich zählt der 1980 verstorbene Regisseur, Kameramann und Special-Effects-Künstler zu den großen Pionieren des gepflegten Gruselkinos. Auch heute noch lassen sich in aktuellen Produktion Referenzen an die Werke des italienischen Multitalentes erkennen. Obwohl oftmals die Story selbst ein wenig zum Beiwerk verkommen ist, muss definitiv festgehalten werden, dass Bavas Filme in ihrer Inszenierung einen sehr eigenen Stil besitzen, vor allem was die Erschaffung der Atmosphäre durch Sets und Farbgestaltung angeht.
Das Gesamtwerk des Regisseurs umfasst dabei nicht ausschließlich klassische Gruselgeschichten in der Art der alten „Hammer“-Filme oder Roger Cormans Edgar Allen Poe-Adaptionen, sondern auch sogenannte „Gialli“. Der letzte Begriff ist sogar erst durch Bavas brutalen Krimi „Blutige Seide“ (1964) geprägt worden, wobei Dario Argento („The Bird with the crystal Plumage“) sich später als wohl wichtigster Vertreter dieses Subgenres etabliert hat.

Wie sich wahrscheinlich schon an dem grenzwertigen deutschen Titel des vorliegenden Filmes erahnen lässt, handelt es sich dabei um einen eher altmodischen Horrorstoff.

Der Arzt Dr. Eswai (Giacomo Rossi-Stuart) wird von dem Inspektor (Piero Lulli) eines verschlafenen kleinen Dörfchens um Hilfe gebeten: In der Gemeinde hat sich ein schrecklicher, angeblicher Selbstmord ereignet und Eswai soll nun in die abgelegene Gegend reisen um die Autopsie durchzuführen. Bereits bei seiner Ankunft erscheinen ihm die Bewohner eigenartig, und sein Kutscher möchte ihn auch nicht direkt bis in den Ort bringen.
Als der Arzt seine Untersuchungen beginnen möchte, fällt zunächst auf, dass die Leiche der betreffenden Frau verschwunden ist. Die Ansässigen scheinen ein Geheimnis vor ihm wahren zu wollen, und waren schon dabei den toten Körper zu beerdigen, als er und der Inspektor Kruger sie noch im letzten Moment von diesem Vorhaben abhalten konnten.
Kurze Zeit später lernt Eswai die attraktive Monica (Erika Blanc) kennen, die auch nur in dem Dorf geboren worden, aber erst wenige Tage zuvor nach Jahren der Abwesenheit dorthin zurückgekehrt ist, um etwas über ihre Eltern in Erfahrung zu bringen.

Da unter den Gemeindemitgliedern anscheinend eine ungeheure Angst umgeht, stellt der Arzt weitere Nachforschungen an, und findet heraus, dass die Furcht dem Geist eines verstorbenen Mädchens mit dem Namen Melissa gilt, die sowohl für den aktuellen Todesfall, als auch für bereits einige davor, verantwortlich sein soll. Bevor Eswai jedoch den Bürgermeister des Dorfes (Luciano Catenacci) zu dieser Geschichte befragen kann, stirbt auch dieser auf mysteriöse Weise.
Die Spur zur Lüftung des Geheimnisses führt ihn nun zu der alten und unheimlichen Villa der Familie Graps, in welcher es laut Aussagen der Einheimischen spuken soll…

Wer sich bei der Zusammenfassung der Story ein wenig an Tim Burtons Gruselmärchen „Sleepy Hollow - Köpfe werden rollen“ (1999) erinnert fühlt, dem sei gesagt, dass sich nicht nur der Inhalt der beiden Filme (Burtons Werk ist ja letztlich auch eine freie Adaption der Geschichte von Washington Irving) ähnelt, sondern sich Burton auch in Sachen Atmosphäre sehr offensichtlich von Bavas Klassiker hat inspirieren lassen.
Doch nicht nur der „Batman“-Regisseur scheint von der innovativen Inszenierung der Gruselikone begeistert gewesen zu sein: Auch in den Filmen anderer Regisseure tauchen hin und wieder Motive aus „Kill Baby, Kill“ – so der amerikanische Titel – auf, wie z.B. das Bild des mit einem Ball spielenden Geisterkindes, das man in dieser Form auch in William Malones durchschnittlichem Schocker „FeardotCom“ (2002) wiederfinden kann.

Im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern des gotischen Horrorfilms geht Mario Bava auch bei der Gewaltdarstellung in seinen Werken ein Stückchen weiter, was allerdings nicht bedeuten soll, dass besonders viele blutige Details gezeigt werden. Für heutige Maßstäbe wirkt der vorliegende Film auf den Zuschauer eher zahm, obwohl „Die toten Augen des Dr. Dracula“ auch über 40 (!) Jahre nach seiner Entstehung noch immer durch seine gruselige Atmosphäre und die tolle Farbgestaltung zu überzeugen weiss.
Besonders bemerkenswert sind zudem einige filmische Tricks, die der Regisseur zur Darstellung der übernatürlichen Phänomene eingesetzt hat, und die man im Rückblick zu den damaligen technischen Möglichkeiten schlicht und ergreifend als visionär bezeichnen muss.

Wem im Übrigen der vorliegende Film gefallen hat, dem sei auch Bavas in schwarz/weiss gedrehtes Meisterwerk „Die Stunde wenn Dracula kommt“ (da passt der Titel auch zumindest ein wenig besser…) von 1960 wärmstens ans Herz gelegt. Wer von diesem genialen Künstler zuvor noch nichts gehört und auch noch keinen seiner Filme gesehen hat, sollte an dieser Stelle dieses Versäumnis schnellstens aufholen.
Es handelt sich dabei um Werke, die den Zuschauer noch durch per Hand erschaffene Tricks zum Staunen gebracht haben und deshalb auch in Zeiten von billigen CGIs nicht ihre Wirkung verlieren werden.   Sehr guter Film/Serie
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