Achtung, die Infos zu den einzelnen Folgen enthalten Spoiler 
1974/75 liefen zum Donnerstags-Krimitermin in der ARD 2 kurzlebige Serien mit Robert Forster, erst
Los Angeles 1937 / Banyon mit 11 Folgen und einige Monate später
Nakia, der Indianersheriff / Nakia mit 8 Folgen.
Ich konnte nie so ganz nachvollziehen, warum die beiden Serien kein Erfolg waren, denn ich finde die meisten Folgen gut inszeniert und gespielt.
Banyon versucht die Raymond Chandler Atmosphäre der 30er/40er Jahre einzufangen, was meines Erachtens gut gelungen ist. Auch für die zahlreichen Außenaufnahmen wurden Locations gefunden, die in diese Zeit passen, während andere Serien oft nur mit Studio-Kulissen arbeiteten. Die Storys sind abwechslungsreich und nicht schon in anderen Serien unzähligemale „durchgekaut“.
Wenn ich über den ausgebliebenen Erfolg der Serie nachdenke, fällt mir auf, dass Banyon eine Serie der „offenen Fragen“ ist. Robert Forster spielt den Detektiv sehr sympathisch und mit einer coolen Abgebrühtheit und Erfahrung, die man Powers Boothe als Philip Marlowe und Stacy Keach als Mike Hammer sofort abnimmt. Aber irgendwie fragt man sich, wie der sehr jungenhaft wirkende Banyon schon zu dieser Abgebrühtheit und Erfahrung gekommen sein soll.
So ganz klar wird auch der soziale und finanzielle Status von Banyon nicht. Während Rockford immer am Rande eines finanziellen Desasters vorbeischrammt und Cannon sich über Geld gar keine Gedanken machen muss, arbeitet Banyon für 20 Dollar am Tag plus Spesen, scheint nie besonders lukrative Aufträge zu erhalten, fährt aber einen schicken Wagen und arbeitet in gleich 3 Folgen hintereinander (Jagd auf Sally, Ein Unfall mit Folgen, Ein Fall zum Ausruhen) ohne Honorar.
Auch fast jede Folge hinterläßt offene Fragen, die mich an die vielzitierte Anekdote zu dem Klassiker
Tote schlafen fest mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall erinnert. Angeblich schickte Regisseur Howard Hawks während der Dreharbeiten Raymond Chandler ein Telegramm mit der Frage, wer eigentlich den Chauffeur umgebracht habe, und erhielt als Rückantwort „Keine Ahnung“.
Auch bei Banyon erfährt man zum Schluß, wer der Übeltäter ist, aber nach genauerem Nachdenken fragt man sich schon, wer (zum Teil bei mehreren Bösewichten) eigentlich wen und warum umgebracht hat.

Spoiler :
In der Folge Tödliches Rendezvous geht es um den Mord an einem Tanzgirl und eine Spur führt zu einem mehrere Jahre zurückliegenden Bootsunfall, bei dem ein bekannter Politiker unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen war. Mit an Bord waren zwei junge Damen, die offenbar mehr wissen und von denen eine direkt danach zu einer bekannten Sängerin aufgebaut wurde, während die andere für ein paar Dollar als Tanzgirl arbeitet und beide auch noch Kontakt miteinander haben. Wenn die eine für ihr Schweigen belohnt wurde, müsste das bei der anderen doch auch geschehen sein. Am Ende stellt sich heraus, dass das Motiv des Mörders nichts mit dem Bootsunfall zu tun hat, der dann auch weiter ungeklärt bleibt.
In Gefahr ist sein Beruf bringt eine Frau mit ihrem Geliebten ihren Ehemann um, der für einen illegalen Waffenhändler gearbeitet hat. Als Motiv erfährt man in einem Nebensatz, dass das Paar den Waffenhändler erpressen wollte und der Mord an dessen Mitarbeiter Druck auf ihn ausüben sollte. Es gibt ja die merkwürdigsten Motive, aber das kommt mir schon sehr dürftig vor. Außerdem gibt es in dieser Folge wie auch in Jagd auf Sally mehrere parallel agierende Übeltäter und man muss schon sehr genau überlegen, wer hier wen umgebracht hat und aus welchem Grund.
Die Folge Ein Fall zum Ausruhen gefällt mir gut, weil hier im klassischen Film-Noir Stil niemand so ganz das ist, was er zu sein scheint. Aber auch hier bleiben diverse Fragen offen. Banyon gibt an einen finanziell nicht gut ausgestatteten Freund und Privatdetektiv-Kollegen einen Fall ab. Als der Freund ihn eines Abends aufsuchen will, um ihm dringend etwas Wichtiges mitzuteilen, wird er kurz vor Banyons Büro erschossen. Hinterher stellt sich heraus, dass der „Freund“ ein übler Erpresser war, der von untreuen Ehefrauen Schweigegelder und möglicherweise - im Film nur sanft angedeutet - Liebesdienste erzwungen hat.
Als Frage stellt sich dann, warum der Erpresser angeblich dringend Banyon sprechen wollte, denn es gab ja nichts zu berichten. Außerdem wollte der Erpresser mit seiner Frau angeblich nach Ohio zurückkehren, um dort neu anzufangen. Warum sollte er das tun, wenn er in L.A. so ein lukratives Geschäft aufgezogen hatte?
Auch das Mordmotiv ist wieder sehr sonderbar. Der Täter ist ein mit dem Detektiv und dessen Frau befreundeter Junggeselle, der von den Erpressungen wusste und seinen Freund erschossen hat, damit die Frau nichts von dessen üblen Geschäften erfährt, was ihr „sicherlich das Herz gebrochen hätte“. Zum Schluss stellt sich heraus, dass die Witwe sehr wohl wusste, womit ihr Mann sein Geld verdiente, ohne dass es ihr Herz gebrochen hätte.
Wenn man einige dieser Banyon-Auflösungen hört, scheint im ersten Moment alles klar zu sein, aber wenn man noch einen Moment darüber nachenkt, fragt man sich „was ist das denn jetzt für ein Quatsch?“.
Ein ebenfalls sehr skurriles Motiv gibt es in der Folge Mord nach Noten, in der Mordanschläge auf einen berühmten Star-Klarinettisten und Band-Leader verübt werden. Als Täter stellt sich schließlich dessen Manager heraus und als einzige Begründung gibt es den Satz des Beinahe-Opfers „Er wollte meinen Platz einnehmen.“ Wie ein Manager ohne erkennbar musikalisches Talent nahtlos in die Fußstapfen eines bekannten Klarinettisten und Band-Leaders nach dessen Tod treten wollte, wusste wahrscheinlich nicht mal der Drehbuch-Autor ...
Da viele den Fernseher nur laufen haben und nebenbei bügeln oder sonstwas tun, werden diese Ungereimtheiten in den Drehbüchern wahrscheinlich nicht der Grund für den geringen Erfolg der Serie sein. Für den oberflächlichen Betrachter ist sie recht unterhaltsam und flott gemacht. Ich hätte Banyon jedenfalls ein längeres TV-Leben gegönnt.
Aktuell ist der Pilotfilm mit den Gaststars Jose Ferrer und Darren McGavin wieder auf YT zu sehen. Beim letzten Upload war er nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Im Internet gibt es einige Kritiken, die diesem Film eine gelungene Film-noir Atmosphäre bescheinigen.
https://www.youtube.com/watch?v=uwDqsPB_S8IRobert Forster hatte generell nicht so viel Glück mit seinen Fernseh- und Filmrollen. Erst durch Quentin Tarantinos
Jackie Brown bekam er 1997 eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller und stand danach wieder im Rampenlicht.