Vor einigen Jahren habe ich angefangen, Serienfolgen aus meinem Archiv in der Reihenfolge anzusehen, wie sie seinerzeit im deutschen Fernsehen gezeigt wurden, um das "Feeling" der jeweiligen Jahre noch einmal aufkommen zu lassen. Aktuell bin ich im Jahr 1970 und hatte mich auf die in diesem Jahr gesendete Serie
Invasion von der Wega gefreut, die ich früher faszinierend fand und länger nicht mehr gesehen hatte.
Überraschenderweise muss ich mich jedes Mal ein bißchen dazu "zwingen", die nächste Folge anzuschauen. Ein Grund dafür mag sein, dass die Serie nach einem interessanten Start (die meiner Meinung nach wirklich guten ersten Folgen wurden außer der Startfolge in Deutschland nie gezeigt) im Verlauf immer unwahrscheinlicher wird. Immer mehr Menschen teilen mit
David Vincent das Wissen um die Invasoren, Politik, Behörden und Militär weigern sich aber hartnäckig, sich mit dem Thema zu befassen.
Der Hauptgrund für meine Abneigung gegenüber der Serie ist aber wahrscheinlich der Hauptdarsteller. Vincent ist stets ernst, sachlich wie ein Computer, schnell gereizt, wenn man ihm nicht glaubt und ohne jegliche Empathie. Am Ende der Folge
Die Insekten bittet eine junge Frau ihn um Verständnis, dass sie nach einem Nervenzusammenbruch und hohem psychischen Stress den stets zweifelnden Behörden und Medien nichts über ihre Erlebnisse mit den Invasoren erzählen möchte. Vincents Antwort kommt prompt: "Dafür habe ich kein Verständnis."
Ein bißchen Ähnlichkeit hat
The Invaders mit
The Fugitive, einer deutlich erfolgreicheren
Quinn Martin Produktion. In beiden Serien agiert der Held allein auf sich gestellt in immer wieder anderen Landesteilen und gesellschaftlichen Milieus. Während
Richard Kimble trotz seiner eigenen lebensbedrohlichen Situation in jeder Episode anderen Menschen in Notsituationen hilft (sein extremer Edelmut ging mir allerdings oft ziemlich auf den Keks
), hat Vincent für nichts und niemand Verständnis. Ich könnte mir vorstellen, dass seine fehlende Empathie ein wesentlicher Grund für das abrupte Ende der Serie war. Zuschauer wollen sich gerne mit den Helden einer Fernsehserie identifizieren und das fällt bei David Vincent sehr schwer. Es gibt auch andere Serienhelden mit einer rauen Schale, wie z.B.
Richard Bradford als
McGill in
Der Mann mit dem Koffer, aber bei McGill entdeckt man trotz der sehr rauen Schale oft einen weichen Kern. Bei David Vincent scheint es aber nur Schale zu geben ...
Der Erfolg einer Serie hängt zwar auch von der Story ab, der Hauptfaktor sind meiner Ansicht nach aber die Akteure. Hierbei frage ich mich oft, ob die Charakterisierung der Hauptrollen die größere Wirkung hat oder der Typ des Schauspielers. Es gibt einige wenige Stars, die in immer wieder anderen Rollen brillieren und verschiedene Charaktere spielen, wie aktuell z.B.
Daniel Craig, der nach seiner Bond-Phase ganz andere Filmrollen annimmt. Sehr viele Schauspieler stellen dagegen immer einen ähnlichen Typ dar, wie z.B.
Roger Moore, egal ob als Simon Templar, Lord Sinclair oder James Bond.
Den David Vincent Darsteller
Roy Thinnes habe ich auch in diversen anderen Haupt- und Gastrollen gesehen, die alle sehr ähnlich sind. Daher glaube ich, dass David Vincent sehr viel von Roy Thinnes hat. Wer weiß, was aus der Serie geworden wäre, wenn
David Janssen die Invasoren entdeckt hätte ...