Klasse!

So würde Spenser wahrscheinlich darüber schreiben:
Ich hatte nie vorgehabt, meinen Namen über eine Tür zu schrauben. Namen über Türen enden meist mit Anwälten darunter. Oder mit Blumen, wenn es ganz mies läuft.
Dann traf ich Mark.
Mark hieß Mark. Nannte sich aber Spenser. Sagte, das sei einfacher. Für ihn. Für mich war es irritierend, aber ich bin tolerant, solange niemand meine Zahnbürste benutzt. Er war Mitte fünfzig, Brille, rundliche Figur, trug ein T-Shirt mit mir drauf. Also mit einem schlecht gezeichneten Typen in Lederjacke, der angeblich ich sein sollte.
„Marks & Spenser“, sagte er und strahlte.
„Klingt britisch“, sagte ich.
„Klingt legendär“, sagte er.
Wir eröffneten an der Newbury Street. Bücher, Coffee, ein bisschen Merch. Keine Waffen. Kein Blut. Mark meinte, das sei „Phase zwei“. Ich sagte ihm, Phase zwei sei meistens die letzte.
Es lief gut. Touristen. Studenten. Leute, die mich für einen Podcast hielten. Bis ich die Sache mit dem Rabatt hörte.
Seamus und Stepin. Zwei Freunde von Mark. Die bekamen zehn Prozent. Immer. Ohne zu fragen. Wie eine Steuererleichterung für Nerds.
Stepin war gerissen. Liebt Daredevil, einen guten Grog und redete über John Irving, als wäre er sein Patenonkel.
Seamus las alles. Wirklich alles. Und hörte Heavy Metal, als wolle er damit Schuld begleichen.
„Vetternwirtschaft“, sagte ich zu Mark.
„Freundschaft“, sagte Mark.
„Ist im Strafgesetzbuch oft dasselbe Kapitel“, sagte ich.
Ich ging zu Hawk.
Hawk saß da, wo er immer saß, wenn er nichts tat und dabei bedrohlich wirkte.
Er hörte zu. Nickte. Lächelte nicht.
„Soll ich ihnen die Leviten lesen?“, fragte er.
„Nur verbal“, sagte ich.
„Ich lese selten“, sagte Hawk. „Aber wenn, dann gründlich.“
„Nein“, sagte ich. „Keine Gewalt wegen Prozentrabatten.“
Hawk überlegte kurz. „Also Vetternwirtschaft ohne Vettern“, sagte er. „Modern. Zu modern, Babe!“
„Ich will keinen Krieg zwischen Kunden und Kasse“, sagte ich.
„Dann regel es wie die Italiener“, sagte Hawk.
„Wie die Italiener?“
„Wie einst Joe Broz und Jackie DeMarco“, sagte Hawk. „Einer verteilt Vorteile. Der andere sorgt dafür, dass keiner merkt, dass es Vorteile gibt.“
„Und wer bin ich?“
„Der Dumme in der Mitte“, sagte Hawk freundlich.
Ich sprach mit Seamus und Stepin.
„Das mit dem Rabatt“, fing ich an.
„Ist doch nur symbolisch“, sagte Stepin.
„Symbole kosten Geld“, sagte ich.
„Und Loyalität?“, fragte Seamus.
„Die ist kostenlos“, sagte ich. „Noch.“
Mark sah aus, als hätte ich ihm Weihnachten gestrichen. „Du bist mein Held“, sagte er.
„Helden arbeiten ohne Prozente“, sagte ich.
Am Ende einigten wir uns. Keine Rabatte. Dafür ein Gratiskaffee und Donut am Geburtstag.
Hawk fand das enttäuschend.
„Und?“, fragte er.
„Ganz zivilisiert“, sagte ich.
„Langweilig“, sagte Hawk.
Marks & Spenser lief weiter. Mark trug weiter sein T-Shirt. Ich ließ meinen Namen an der Tür. Aber ich behielt die Kasse im Blick.
In Boston lernt man früh:
Geschäfte sind wie Freundschaften. Zu viel Nähe macht sie kaputt. Zu viel Distanz auch.
Und Rabatt?
Der ist immer teurer, als man denkt.