Ich habe den Roman zum Jahreswechsel hin abgeschlossen und so ganz nach Feuerwerk war mir nach Lesen dieser Lektüre nicht.
Es war kein Bombastfeuerwerk an Unterhaltung, was vor allem an der Sprache liegt. Ich vermisse die bissigen Dialoge zwischen Hawk und Spenser, der lakonische Humor und auch der Aufbau des Buchs ist bei Lupica ein völlig anderer. Negativ hallt bei mir nach (siehe auch "Broken Trust"), dass es einfach zu viele Kapitel gibt. 83 sind für meinen Geschmack too much und es hat sich bestätigt dass es im Mittelteil dadurch viel zu viel Füllmaterial gibt. Spenser über seine Vergangenheit und über frühere Fälle nach und manchmal reiht sich ein Restaurantbesuch auf den nächsten ohne dass im Fall neue Erkenntnisse aufgedeckt werden.
Dies und noch viel mehr könnte man bemängeln...doch die letzten 5 Kapitel lasen sich so spannend, dass Lupica das Ruder nochmal rumgerissen hat. Sukzessive überschlugen sich die Ereignisse dass man fast das Gefühl hatte mittendrin in einem Thriller gelandet zu sein. Jesse Stone spielte eine wichtige Rolle und half Spenser bei den Ermittlungen mit Tatkraft. Überraschend war nur wie sehr sich die beiden auf Anhieb verstanden haben. Gut, beide teilen die Liebe zum Baseball und gehören zum engeren Freundeskreis von Rita, aber die sahen sich ja kaum (wenn ich das noch richtig im Gedächtnis habe, nur zwei Mal). Man kann über die Inklusion einer Crossover-Figur streiten die in so prominenter Weise in der finalen Szene eingesetzt wird, hier fand ich es jedoch passend!
Suboptimal finde ich nach wie vor, dass Lupica auf alle Figuren die Atkins eingeführt hat, verzichtet. Mattie, Lorraine Glass, Jackie DeMarco und Jem Yoon wurden nicht einmal erwähnt.

Und John Broz (Joe Broz' Neffe der uns auf so gut wie jeden Kapitel schmackhaft gemacht wird) tauchte physisch nicht auf. Und es wurde nicht aufgelöst wie tief er im Sumpf mit drin steckt. Das hinterlässt einige Fragezeichen lässt aber hoffen, dass er eventuell im nächsten Band mal tatsächlich in Erscheinung tritt.
Die spannende Handlung die sich nochmal um 180 Grad am Ende gedreht hat, kaschiert nicht über die Schwächen hinweg. Beschriebene Lokalitäten lesen sich mitunter verwaschen, einige wiederkehrende Charaktere wie Wayne Cosgrove werden einfach nur für ein Pläuschchen im Cafe eingesetzt (ohne dass sie nennenswerte Infos zum Plot liefern können), Hawk ist nicht mehr der Gleiche, manchmal gibt es in einem Kapitel zu viele Wendungen wo selbst ich als aufmerksamer Leser manchmal den Faden verloren habe.
Zum Guten kann man noch zählen, dass dieses Buch besser ist als der Vorgänger und Susan hat Lupica vorzüglich getroffen. Die Neckereien zwischen ihr und Spenser haben mich stark an Parker erinnert. Man kann es Neujahrsmilde nennen, aber ich bin gewillt dem Buch gute 3 Sterne zu geben. Trotz der genannten schwachen Aspekte ein zum Schluss hin unterhaltsamer Roman der mich positiver gestimmt hat. Ich wünsche mir zwar Ace sehnsüchtig zurück, aber wenn er manches beibehält, dann kann ich mich mit dem Gedanken anfreunden, dass Lupica für die nächsten 5-10 Jahre die Reihe fortsetzt.
