Ich habe das Buch gestern Abend ausgelesen.

Obwohl ich den Fall überwiegend nicht spannend fand (DNA-Abgleich) und man schon vorher ahnen konnte wer der "Vater" ist, muss ich sagen, dass die letzten Kapitel sich gut gelesen haben. Am Ende siegte die Gerechtigkeit und die Geschichte rund um Vic Hale hat mich vor allem eines gelehrt - dass auch rechtspopulistische Influencer Menschen sind. Hale gibt am Ende zu, dass er die Ideologie die er verkündigt, in Wahrheit gar nicht teilt.
Natürlich werden manche den Fall ähnlich wie bei "Cheap Shot" (wo es ja auch einen real case in den Medien gab) mit der Sache rund um Charlie Kirk vergleichen. Lupica hat die Story jedoch schon im April fertig geschrieben, wie er mal gesagt hat. Ein Vorbild von echtem Influencer muss er jedoch gehabt haben.
Die Pros:
- am Ende lernen sich Vater und Sohn zum ersten Mal kennen. Fand ich richtig gut inszeniert und geschrieben.
- die Susan-Spenser Szenen lesen sich mittlerweile wie unter Parker.
- viele Spenserismen.
- weniger actionreiche Thrilleraspekte oder viele Dinge, die Spenser auf einmal tut.
- kaum Filler.
Mittel:
- Susan als Serienjunkie. Suchtet Serien wie "Downton Abbey" oder "Grey's Anatomy" auf Streamingdiensten als gäbe es kein Morgen. Sie hört nur noch modernen, austauschbaren Radio-Pop.
- Jesse Stone taucht wieder auf. Das ist ein bisschen zu viel der Crossover. Dosierter wäre besser. Parker hat das mMn richtig gehandhabt.
- Cassius Moore. Spenser hatte noch nie einen Assi oder Schreiberling in seinem Büro. Cassius wirkt auch nur wenig wie ein heutiger 18-jähriger.
Die Cons:
- Tony Marcus hasse ich mittlerweile! Ich muss es so sagen. Seit Lupica übernommen hat, setzt er ihn jedes Mal ein. Bei jedem Sunny Randall oder Spenser. Und das in mehreren Kapiteln. Hier gab es eines wo die beiden über Gott und die Welt sprechen (Belangloses!). Erst im letzten Satz fragt Spenser ihn etwas über den Fall. Und Tony Marcus: ....schweigt! Na super...

- Was ist mit John Broz? Im letzten Roman erfahren wir dass Joe einen Neffen hat. Warum wird diese Nebenhandlung nicht weiter erzählt?
- Spenser und Hawk unterhalten sich ausführlich über Politik. Was ist aus den beiden und ihre Haltung "Ich interessiere mich für Niemandes Politik" geworden?
- wieder zu viele Restaurantkapitel wo der Fall etwas auf der Strecke bleibt. Und 80 Kapitel sind vielleicht dann doch etwas zu viel.
Alles in allem mag ich Atkins' Sprache einfach mehr. Lupica wird daher für mich nie an Parker oder Atkins heranreichen. Atkins war einfach frecher und cooler vom Schreibstil, Parker war ein Meister der Lakonie und hatte einen unvergleichlichen musikalischen Rhythmus.
Aber diesen Lupica-Spenser mochte ich! Ich habe viel weniger zu Beanstanden als sonst und mich hat der Band über weite Strecken gut unterhalten. Ich vermisse halt nur liebgewonnene Figuren wie Sixkill, Mattie, Glass, Jem Yoon oder Tedy Sapp...mit denen Lupica wohl nie mehr plant oder herausgeschrieben hat. Alles in allem würde ich zum ersten Mal

oder

für einen Lupica-Spenser geben.