Ich finde, Regisseur Alberto Negrin lieferte mit "Orgie des Todes" einen spannenden und hochinteressanten Genrebeitrag, der seiner Konkurrenz in fast Nichts nachsteht. Zwar wurden etliche, hier verwendete Inhalte wieder aufgegriffen, dennoch wirkt der Film recht eigenständig und mit leichten Abstrichen sehr originell. Hervorzuheben sind die ausgefallenen Kamerafahrten, die mitunter ein paar atemberaubende Einstellungen liefern und die Musik von Meister Riz Ortolani. Viele Musik-Passagen sind noch in sehr guter Erinnerung aus "Das Geheimnis des gelben Grabes" und wirken auch in diesem Szenario spannungsfördernd und abgestimmt. Die Besetzung, die nach meinem Geschmack für einen co-produzierten CCC-Film, etwas spektakulärer hätte aussehen dürfen, zeigt sich jedoch von ihrer besten Seite. Bevor ich aber die Darsteller besprechen werde, gibt es einen anderen Star in diesem Film, den ich mal gerne erwähnen möchte...
Meinen Extra-Absatz widme ich dieses Mal einer wahren Göttin, die ausnahmsweise nicht in der Riege der Darstellerinnen zu finden ist, und zwar möchte ich Bezug nehmen auf die DS, "la déesse" von Citroën, die zuverlässig im Dienste des Mörders steht. Sie hatte wie in "Orgie des Todes" unzählige Einsätze in diversen Filmen (eine der bekanntesten Varianten ist womöglich die fliegende DS von Fantômas gewesen). Citroën produzierte die Baureihe etwa 20 Jahre lang, es wurden nahezu 1.5 Millionen Fahrzeuge hergestellt, die Modelle galten nicht nur in der Produktpalette des Herstellers, sondern auch im Bezug auf die Konkurrenz als sehr fortschrittlich und revolutionär. Dieses Modell hat mich persönlich schon immer als zeitlose Vollendung des Automobils fasziniert, so dass man sich quasi sein eigenes Auto (fast) zum Mond wünscht. Leider habe ich sie noch nie selbst fahren können, aber mitgefahren bin ich zumindest schon einmal, ein kleines Erlebnis! So viel Eleganz und Ästhetik in Vollendung und Einklang mit Zuverlässigkeit und Funktion, hat diese kleine Hommage doch durchaus verdient...
Also komme ich nun zu den Co-Stars des Films, den Schauspielern;) Fabio Testi als Inspektor di Salvo zeigt sich zielstrebig und temperamentvoll, in vielen Situationen wirkt er nahezu impulsiv und im Umgang mit Personen, die seinen Weg aufgrund des Falles kreuzen, reagiert er oftmals nicht zimperlich und taktlos. Sein sympathischer Charakter wird ein wenig durch seine Freundin und Kleptomanin Christina herausgearbeitet, was für mich als der einzige plausible Grund erscheint, warum Christine Kaufmann in diesem Szenario auftaucht. Man sieht sie schön und geheimnisvoll wie immer, sie hat aber leider nur eine kurze Aneinanderreihung von Szenenfolgen. Das einzige was sie tut, ist auf di Salvi zu warten, dem aber stets eine andere Verabredung in Form von Mord und Verbrechen dazwischen kommt. Man sieht also einen weiteren Inspektor, der offensichtlich nur für seinen Beruf lebt, Frauen haben wenn überhaupt nur eine untergeordnete Funktion. Ivan Desny als sein Vorgesetzter spielt ruhig und sachlich, Jack Taylor präsentiert sich als komplettes, nervöses Gegenteil. Auch in den erweiterten Nebenrollen findet man ansprechende Leistungen, "Orgie des Todes" hatte eine überzeugende Riege an Darstellern zur Verfügung, getragen wird das Ganze allerdings ausschließlich von Hauptdarsteller Fabio Testi.
Wie gesagt, vieles kennt man bereits und "Orgie des Todes" stellt sicherlich kein Unikat dar. Der Titel des Films wird nur in wenigen Einstellungen aussagekräftig, hauptsächlich bei den kürzer gehaltenen Szenen der besagten Orgie(n), die in mancherlei Hinsicht ziemlich unfreiwillig komisch wirken. Was bei dieser Produktion allerdings wohlwollend heraussticht ist die Tatsache, dass sich Vorhersehbarkeit und perfide Überraschung am Ende doch kreuzen werden, eine gewisse Befremdlichkeit ist nicht zu leugnen. Die Kamera zeigt experimentierfreudige Einstellungen und teils spektakuläre Bilder und Inhalte, an Tempo wurde nicht gespart, es bleibt hauptsächlich spannend, wobei die Musik einen nicht unbeträchtlichen Beitrag dazu leistet, und oftmals an den Nerven des Zuschauers zerrt. Unterm Strich steht ein unterhaltsamer Spät-Giallo, der in seiner Atmosphäre vielleicht nicht einzigartig ist, aber zügellos zum Rätselraten auffordert. Am Ende fühlt man sich wohl einerseits bestätigt und andererseits möglicherweise überrollt und schockiert. Für mich ist "Orgie des Todes" durchweg gelungen, der zwar mit einem Kaliber wie "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" nicht mithalten kann, mich aber mehr überzeugt hat, als beispielsweise "Der Tod trägt schwarzes Leder", den ich aber davon mal abgesehen ebenfalls erstaunlich gut in Erinnerung habe. 3 Punkte von 5