Ich kann ohne Übertreibung sagen: Keine TV-Serie hat meine Jugend so sehr beeinflusst wie Miami Vice. Als die Serie in der ARD zum erstenmal gezeigt wurde (1986), war ich 16, was wohl gerade das ideale Alter war, um zum Fan zu werden.
Ich begann, meine Haare Don Johnson-like zurückzukämmen und zu festigen (ich möchte nicht wissen, wieviele Haarspray-Flaschen ich dafür verballert habe).
Ich versuchte, mich so cool zu bewegen und zu reden wie Crockett und Tubbs.
Ich fand die Musik super und habe versucht, die Stücke aus dem Radio mitzuschneiden (ein paar der Tracks kamen ja damals in die deutschen Charts). Eine Aufnahme der Maxi-Version von „Crockett’s Theme“ habe ich noch heute auf Kassette.
Bei der 3. Staffel ließ meine Begeisterung dann etwas nach. Und die 4. und 5. Staffel habe ich dann nur noch sporadisch gesehen (die liefen auch immer zu so komischen Zeiten).
Wenn ich die alten Folgen heute sehe, fallen mir natürlich auch ein paar Kritikpunkte auf. Beispiele:
- das obercoole Gehabe von Tubbs wirkt heute oft nervig bis unfreiwillig komisch
- durch die Hochglanzbilder werden die negativen Seiten von Drogenkonsum geschönt; ebenso bleiben die weniger schönen Gegenden von Miami konsequent ausgeblendet
- die ganze Serie hat einen logischen Fehler (Plot Hole): Crockett lebt zwar getarnt als Drogenschmuggler „Sonny Bernett“ auf seinem Hausboot. Doch gleichzeitig ist er ständig im Miami Vice-Büro oder nimmt bei Einsätzen die Kriminellen fest. Das gleiche gilt für Tubbs. Es hätte sich schon nach der zweiten Folge wie ein Lauffeuer in Miamis Unterwelt verbreitet haben müssen, dass die beiden getarnte Cops sind.

Trotzdem ist Miami Vice wohl bis heute unterm Strich meine Lieblings-Crime-Serie.
