Plot:Die erste Hälfte der Geschichte ist wirklich spannend und fesselnd erzählt. Leider bricht der Streifen ab etwa der Mitte qualitativ stark ein und verwandelt sich in ein völlig überdrehtes Science-Fiction-Theater, mit teils haarsträubenden Einlagen, das jeglicher Bodenständigkeit entbehrt. Nachdem man gut 60 Minuten lang den Eindruck hatte, wieder einmal einen richtig guten Bond vor sich zu haben, ist man geneigt sich zu fragen: "Muss das den jetzt wirklich sein?" Der alles zerstörende Satellit scheint eher einer Parodie a'la Austin Powers entnommen, geschweige denn die seltsame Rüstung in der Gustav Graves alias Tan-Sun Moon sich als Stromstöße verteilendes lebendiges Schaltpult herumbewegt. Dass er sich mit Hilfe von Gentechnologie von einem Asiaten in einen roothaarigen Europäer verwandelt, hat einen starken, schon an "Diamonds are forever" erinnernden, Thrash-Faktor. Hinzu kommen noch technische Schwächen, da die Computer-animierten Eisberge und Wellen deutlich als unecht zu erkennen sind und eher in einen Trickfilm passen würden. Dass Bond zwischen den erwähnten Eisbergen herumsurft, kann wohl auch alles andere als ernst genommen werden. Trotz solcher, die Qualität des Streifens schwer belastender Elemente, kann ich der Geschichte, nach dem Motto "Wer schimpft der kauft" einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Als angenehm humorvoll empfinde ich, wie der nach 14 monatiger Haft wie Robinson aussehende Bond aus der Klinik flieht und im Schlafgewand in ein Hotel einmarschiert. Auch der Fechtkampf, den sich Bond und Graves zwischen mittelalterlichen Rüstungen liefern, ist sehr reizvoll inszeniert und könnte einem Mantel-und-Degen-Film entstammen.
Bösewichter:Mit Will Yun Lee (geb.1971), Toby Stephens (geb.1969) und Rick Yune (geb.1971) treiben verhältnismäßig junge Bösewichter ihr Unwesen, die aber allesamt keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Bondgirls:Halle Berry (geb.1966) fällt als Bondgirl eher durch, während die wunderhübsche Rosamund Pike (geb.1979) als "Blondes Gift" den Film deutlich bereichert. Als unterkühlte Schöne macht sie ihrem Filmnamen Frost alle Ehre. Berrys Auftauchen aus dem Wasser sollte an eine ähnliche Szene mit Ursula Andress in "Dr.No" erinnern, wobei der Vergleich für die gute Halle eher peinlich ausfällt. "Jinx" bedeutet auf Deutsch soviel wie "Pechvogel" oder "Unglücksrabe".
Gadgets:Der durch adaptive Tarnung unsichtbar werdende Aston Martin V12 Vanquish gehört zu den wohl gewagtesten und am stärksten in Richtung Science-Fiction gehenden Gadgets der gesamten Bond-Reihe. Er ist weiters mit den üblichen Funktionen wie Schleudersitz, Maschinengewehren und Raketen bestückt. Als Bond bei der Verfolgungsjagd mit Zao auf dem Dach landet, dreht er den Wagen durch Betätigung des Schleudersitzes wieder um.
Der übermächtige Satellit Icarus wirkt völlig übertrieben und ziemlich lächerlich, geradezu parodistisch.
Die vorkommende Laser-Uhr ist grundsätzlich nichts neues mehr, kam eine solche doch schon mehrmals vor, erstmals rund 20 Jahre zuvor in "Never Say Never Again".
Auch "Thunderball" lässt grüssen. Oder woher sonst kennen wir wohl das, immer noch nicht erfundene, Mini-Sauerstoffgerät?
Weiters trägt Bond einen Ring, der durch sehr hohe Töne sogar Panzerglas zerspringen lässt.
Auch Zaos Auto spielt alle Stücke und ist mit Maschinengewehren, Raketen und einer ausfahrbaren Gabel bestückt, mit Hilfe derer er den erfolglosen Versuch startet, Bond samt Wagen aufzuspießen.
Titellied:"Die Another Day" wurde von Madonna gesungen und von ihr zusammen mit Mirwas Ahmadzai geschrieben. Es handelt sich dabei um einen sehr eingängigen und, trotz seiner recht technischen Klänge, bemerkenswert wohlklingenden Song. Sehr wirkungsvoll macht sich, dass Bonds Folter in den Vorspann eingebaut wird. Für mich ist das einer der besten Vorspanne der Bond-Reihe. Madonna selbst hat im Film einen Cameo-Auftritt als Fechtlehrerin.
Schauplätze:Erstmals innerhalb der Brosnan-Ära werden wirklich nennenswerte Schauplätze geboten. Besonders hervorheben möchte ich die wunderbaren, an die 50er-Jahre mit ihren Straßenkreuzern erinnernden, Kuba-Aufnahmen, die als Reminiszenz an "Dr.No" (Jamaica) verstanden werden könnten. Obwohl diese tatsächlich in Cadiz, Spanien, entstanden sind, kommen sie dem echten Kuba täuschend nahe. Neben mehreren anderen englischen Schauplätzen wurde auch das von mir geliebte Cornwall als Drehort in der Schlußszene verwendet. Die Surfszene zu Beginn wurde in Maui, Hawaii, gedreht. Das Nordkorea-Handlungselement entstand natürlich in Südkorea, und auch Island kam nicht zu kurz. Die Flughafen-Aufnahmen wurden in Heathrow und Kent inszeniert.
Was mich weniger begeistert, sind die, bereits erwähnten, recht zahlreichen Computeranimationen, die doch ziemlich klar zu erkennen sind und den Film stellenweise thrashig wirken lassen.
Wortwitz:Tan-Sun Moon schägt auf einen Box-Sack ein. Nachdem dieser geöffnet wird, fällt sein Trainer heraus. Darauf Tan-Sun Moon: "That will teach you to lecture me."
Tan-Sun Moon zu Bond: "You will not live to see the day all Korea is ruled by the North." Darauf Bond: " Then you and I have something in common."
Arzt in der kubanischen Klinik zu Jinx: " I'll certainly enjoy working on you."
Ein "Gentechnik-Tourist" auf Kuba zu einem Kellner Namens Fidel, auf dessen Männlichkeit er eine Waffe richtet: "Now round up some more girls and take them to room 42. Unless you want to be known as Fidel Castrato."
Jinx stellt sich Miranda Frost wie folgt vor: "Miss Swift. Space and Technology magazine." Darauf Miranda Frost:"Really? I take it Mr.Bond's been explaining his big-bank theorie." Darauf Jinx:" Oh,yeah, I think I got the thrust of it."
Kil zu Bond: "I'm Mr.Kil." Darauf Bond:"Well, there's a name to die for."
Zao zu Jinx:"Who sent you?" Darauf Jinx:"Your mama. And she told me to tell you she's really disappointed in you."
Jinx zu dem mit Kil kämpfenden Bond, nachdem sie von einem Laser-Gerät zerteilt zu werden droht: "Switch it off. Or I'm gonna be half the girl I used to be."
Computerstimme in Bonds unsichtbaren Dienstwagen, nachdem er von Zao unter Beschuss gerät und dabei sichtbar wird: "Warning. Adaptive camouflage failure."
Bond zu Jinx, bevor sie mit einem Laser Kil's Hand abschneiden, um durch seinen Hand-Abdruck eine Tür zu betätigen: "I think we need Kil to give us a hand to get out of here."
Bond zu Zao, dessen Gesicht durch eine, von Bond verursachte, Explosion mit "unfreiwilligen Piercings" übersät ist: "You know, I've missed your sparkling personality."
Miranda Frost zu Jinx, als sie diese mit einem Degen bedroht: "Drowning you didn't seem to work. I'll have to try something more to the point."
Miranda Frost zu Jinx, während des Fechtkampfs: "I can read your every move." Jinx, nachdem sie ihr die Klinge in's Herz rammt: "Read this."
Tan-Sun Moon alias Graves im Flugzeug zu Bond: "Time to face destiny." Darauf Bond, nachdem er Graves Falschirm betätigt, der diesen nach draußen zieht: "Time to face gravity."
Jinx, nachdem sie Miss Frost eine Klinge in's Herz gerammt hat: "I think I broke her heart."
Fazit:Qualitativ stark durchwachsener Bondfilm mit einer sehr gelungenen ersten Hälfte, worauf eine ernüchternde und völlig ausgeflippt-überdrehte und qualitativ abstürzende zweite Hälfte folgt. Nach einigem Kopfzerbrechen und großzügigem Zudrücken sämtlicher Augen und Hühneraugen 3 von 5 Punkte