Sicher ist "Die Gruft mit dem Rätselschloss" kein perfektes Meisterwerk, aber der Film hat durchaus seine Stärken.
Die Grundstory um Kathleen Kent und den alten Real gefällt mir sehr gut, ebenso die Konflikte zwischen den verschiedenen Gangsterparteien. Dadurch weicht der Film schonmal vom typischen Klischee-Wallace ab.
Genial ist auch die Kamera, ebenso die Musik und vor allem die Besetzung: Harald Leipnitz spielt seine Rolle ausgezeichnet, exzellent wie immer sind Werner Peters, Harry Wüstenhagen und Siegfried Schürenberg.
Auch die kleineren Parts in Connors Gangstertruppe wissen zu überzeugen (Waitzmann, Pieritz, Binder und co.).
Damit bin ich auch schon bei den Highlights: Ernst Fritz Fürbringer als Connor ist überragend, ebenso Ilse Steppat und natürlich Rudolf Forster.
Selbst Harry Meyen kann ich durchaus etwas abgewinnen. Er spielt eben nicht den typischen Wallace-Inspektor und "Die Gruft" ist auch nicht der typische Wallace-Film.
Negativ: die Rollen von Klaus Kinski und Vera Tschechowa sind leider etwas zu kurz geraten. Diese beiden exzellenten Darsteller wurden mehr oder weniger verheizt.
Judith Dornys ist auch etwas blass, aus der Rolle hätte man mehr rausholen können. Hätte man doch Vera Tschechowa Kathleen Kent spielen lassen.
Und obwohl ich sehr viel von Eddi Arent halte, ist mir diesmal seine Rolle zu groß und auch etwas zu albern. Witzig finde ich allerdings den Running Gag von Forster und Peters ("Gut, Spedding." ... "Schlecht, Spedding."...usw.).
Auch kann der Film mit einigen interessanten Einfällen aufwarten: die technischen Speilereien in Reals Villa sind sehr amüsant, die Todesfälle in der Mühle gehören auch für mich zu den Highlights von Gottliebs Inszenierung, ebenso die Szenen, wo Werner Peters in der Gruft eingeschlossen ist und schließlich Selbstmord begeht.
Was mir an F.J. Gottlieb immer wieder gefällt, ist seine Kreativität, sein Sinn für Atmosphäre und tolle Schauplätze und seine Selbstironie. Dafür ist es nicht seine Stärke, Spannung aufzubauen und oft werden auch die Möglichkeiten, die Drehbuch und Darsteller bieten, nicht optimal genutzt.
Das alles zeigt sich auch hier.
Abschließend kann ich sagen, dass "Die Gruft mit dem Rätselschloss" ein ungewöhnlicher Wallace ist, auf den ich trotz einiger Schächen und ungenutzten Möglichkeiten nicht verzichten möchte.
Des Weiteren gehöre ich nicht zu den Gottlieb-Hassern, ganz im Gegenteil - mir gefällt sein Stil irgendwie.
Außerdem gibt es deutlich schlechtere Wallace-Filme, auch in Schwarzweiß (z.B. Jürgen Rolands Kalauer-Machwerk "Der grüne Bogenschütze"), daher wage ich es sogar, gegen die allgemeine Meinung anzugehen und 4 von 5 Punkten an einen oft verrisenen Film zu geben.