Spenser
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***FORENBOSS***
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« am: 24. Januar 2009, 04:27:18 » |
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Was hat Dich blo so ruiniert, Sat.1? RTL und Sat.1 htten in diesem Monat beide Grund zur Freude: Sie wurden 25 Jahre alt. Doch whrend bei RTL seit Wochen mit Torten geworfen wird, verzichtet Sat.1 auf alle Feierlichkeiten. Aus gutem Grund: Der Sender ist chronisch klamm, die Stimmung beim Personal ist schlecht, diese Woche wurde sogar gestreikt (wunschliste.de berichtete).
Schon den Partyslogan von RTL kann man als kleinen Seitenhieb auf den gebeutelten Konkurrenten deuten: "25 Jahre erste Sahne. So feiern nur wir." Beim Zappen ist inzwischen nicht mehr zu bersehen, dass die Konkurrenzsender die Situation bei Sat.1 mit einer gewissen Hme kommentieren - mal mehr, mal weniger subtil. Im australischen Dschungel stehen da zum Beispiel Dirk Bach und Sonja Zietlow neben einem Wegweiser, der - als Anspielung auf den Umzug von Sat.1 nach Berlin - die entgegengesetzten Richtungen nach Berlin und Unterfhring anzeigt.
Bei "Schmidt & Pocher" war gestern die Rede vom "Sat.1 Streik Streik". Sparmanahmen wurden angekndigt: "Freuen Sie sich auf "Toto ohne Harry", "Die Dreisten Zwei" und "Einer bei Kallwass". Dabei lsterte Oliver Pocher auch ber die Programmqualitt: "Die Sat.1-Mitarbeiter haben momentan nichts zu lachen. Aber das kennen sie ja vom Fun-Freitag."
RTL vs. Sat.1 - eine Rivalitt, die aber nicht allein von Finanzen und Stimmungen abhngig ist. Im direkten Vergleich wirkte RTL schon immer lebendiger, produzierte viel erfolgreichere und innovativere TV-Formate und verfgt ber die bekannteren TV-Gesichter. Aber warum eigentlich?
Die Interviewpartner des NDR-Medienmagazins "Zapp" sehen die Grnde in den Anfangstagen. Jrgen Doetz, Ex-Geschftsfhrer von Sat.1, sagt, man habe den Konkurrenten unterschtzt. Whrend sich Sat.1 aus Hunderten von Spielfilmen und Serien bedienen konnte, die Rechteinhaber Leo Kirch zur Verfgung stellte, war RTL gezwungen, viel mehr eigene Ideen einzubringen. TV-Kritikerin Klaudia Wick: "Dieser strategische Nachteil hat sich schlielich als Vorteil erwiesen, weil nmlich RTL viel mehr ausprobieren musste als Sat.1. Und ich glaube, dass sich das bis heute noch in der ganzen Philosophie des Senders auch zeigt."
Das sieht RTL-Anchorman Peter Kloeppel hnlich: "Es war gerade das was uns stark gemacht hat, nmlich der Mangel, wir konnten uns nicht hinsetzen und sagen, wir holen jetzt aus Regal 17 den Film so und so raus und morgen aus Regal 18 den Film so und so, sondern wir waren darauf angewiesen, dass wir mit eigenen Ideen, mit relativ wenig eigenem Material Fernsehen machen."
Ein Musterbeispiel ist "GZSZ". Doetz: "Da rgert es mich jeden Abend, wenn ich das sehe. (...) wir hatten schon immer 'ne schwierige Entscheidungsprozedur und ich hab das damals unserem Programmchef gesagt, der hat gesagt, was, der Thoma hat es abgelehnt, dann ist es auch nichts fr uns. Und dann lie sich Thoma breitschlagen, dann doch mal ein paar Folgen zur Probe zu drehen. Also, dass wir das vorbeigehen haben lassen, da kann es einem schon jetzt noch schwarz werden vor den Augen."
Klaudia Wick ist der Ansicht, Sat.1 befinde sich nun auch wegen seines herangezogenen Publikums in einer Sackgasse. Dieses sei "sehr aufmerksamkeitsflchtig" und sehe sich vor allem gern Wiederholungen an: "Also das Publikum ist eigentlich ein bisschen ruiniert."
Am Beispiel der Rivalitt zwischen RTL und Sat.1 lsst sich ablesen, dass Kreativitt in der TV-Branche auch belohnt wird. Ein Beispiel, dem auch andere Privatsender gerne mal folgen drften - nicht nur der aktuelle Prgelknabe Sat.1.
23.01.2009 - Michael Brandes/wunschliste.de Quelle: ndr.de, ARD
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