Plot:Die Handlung hält sich eng an jene von Feuerball, wurde aber der Zeit angepasst, leicht abgeändert und anders inszeniert. Obwohl „Never Say Never Again“ in keinerlei Hinsicht an das Feuerball-Original heranreicht ist der Streifen ein sehr unterhaltsamer und deutlich überdurchschnittlicher Bond-Film. Besonders erfrischend empfinde ich hier die Abkehr vom Moore-Klamauk und die Hinwendung zurück zum Stil der von mir so sehr geschätzten Bond-Filme der 60er-Jahre.
Kritische Zungen behaupten, „Never Say Never Again“ wäre kein richtiger Bond-Film, da nicht von EON produziert. Dieser Haltung stelle ich mich vehement entgegen. Ur-Bond Sean Connery spielt gewohnt souverän die Hauptrolle, Kevin McClory (1926-2006), Co-Autor von Feuerball, fungiert als Produzent, die Story entspricht jener des Feuerball-Originals von 1965, und auch an der Inszenierung gibt es nichts auszusetzen. Damit ist der Film für mich durchaus ein WASCHECHTER BOND.
Dass aus rechtlichen Gründen der Bond-typische Vorspann, die Gunbarrel-Sequenz und die typische 007-Melodie nicht verwertet werden durften ist zwar sehr schade, kann aber verschmerzt werden.
Rechtlich war es für McClory nicht leicht, dieses Remake durchzusetzen. Nach Feuerball waren ihm für 10 Jahre die Hände gebunden. Ab 1975 fasste er die Neuverfilmung in’s Auge, was aber dann, nach weiteren Rechtsstreitigkeiten, erst 1982/1983 umgesetzt werden konnte. Zu einem weiteren Remake, das er später noch plante, kam es (leider oder Gott sei Dank???) nicht mehr.
Bösewichter:Der Österreicher Klaus Maria Brandauer (geb.1943) ist zweifellos ein sehr begabter Schauspieler, was man ihm in der Rolle des Maximilian Largo auch deutlich anmerkt. Er spielt diese recht vielschichtig und zeigt sich dabei, charmant, liebevoll, außer sich, arrogant, skrupellos und hinterhältig. Trotzdem gefällt mir der Italiener Adolfo Celi (1922-1986) als Emilio Largo mit seinem markanten Gesicht und der Augenklappe besser.
Der Schwede Max von Sydow (geb.1929) ist als Blofeld sehr gut besetzt und hat dabei sehr spärliche Auftritte, die seine Bedrohlichkeit aus dem Hintergrund und die fehlende Greifbarkeit aber geschickt unterstreichen.
Bondgirls:Trotz ihrer großen Popularität bin ich kein großer Fan von Kim Basinger (geb.1953) und Barbara Carrera (geb.1945), finde sie aber durchaus akzeptabel. Vor allem Carreras Darstellung der grausamen und eindeutig psychopathischen Killerin Fatima Blush hat sehr viel Feuer und damit ihre Anerkennung verdient. Zu erwähnen ist auch ihre starke Selbstbezogenheit, die besonders zum Ausdruck kommt, als sie Bond unter vorgehaltener Waffe zwingen will, niederzuschreiben, sie wäre die beste Frau gewesen, mit der er geschlafen hat.
Valerie Leon (geb. 1943 oder 1945) finde ich, trotz ihrer eher untergeordneten Rolle, das attraktivste Bond-Girl in diesem Film.
Prunella Gee (geb.1950) ist als Bonds Therapeutin auch recht reizvoll, kommt aber nicht an Molly Peters in "Feuerball" heran.
Gadgets:Bond benutzt ein spezielles Motorrad mit Raketenantrieb, eine Armbanduhr mit Laser-Funktion und einen Füllfederhalter, der ein explodierendes Projektil abfeuert. Auch verwenden er und Felix Leiter ein Gestell, dass in seiner Funktion an den Raketenrucksack aus „Feuerball“ erinnert.
Largo präsentiert Bond ein sehr grausames 3D-Computerspielt, in dem es darum geht, die Welt zu erobern, wobei die Gegner durch Stromstöße an ihre Verluste erinnert werden, die umso stärker werden, je höher die Verluste sind.
Titelmelodie:Das Lied „Never Say Never Again“, von Michel Legrand komponiert und von Lani Hall interpretiert, ist zwar eingängig, sonst aber eher durchschnittlich und fällt im Ouvre der Bond-Songs nicht sonderlich auf.
Schauplätze:Gedreht wurde in Großbritannien, den Bahamas, Frankreich, Malta, Monaco, den USA und Spanien. Allerdings hat der Film nicht die wunderbare Bilderbuch-Atmosphäre von Feuerball und bringt die Schauplätze weniger attraktiv zur Geltung. Die Unterwasser-Aufnahmen wurden gegenüber dem Original drastisch gekürzt, was für mich als Sub-Aqua-Enthusiast weniger erfreulich ist. Trotzdem bin ich mit der Atmosphäre der Schauplätze, über und unter Wasser, einigermaßen zufrieden. Schade ist, dass die grandiose Unterwasserschlacht aus Feuerball durch eine Schlacht in einer unterirdischen, über das Wasser zugänglichen, Höhle ersetzt wurde. Dies ist wohl den, dem nassen Element weniger zugeneigten, Landratten geschuldet. Erwähnt haben möchte ich auch die erneute Mitwirkung von Ricou Browning, der schon bei Feuerball für die Unterwasseraufnahmen verantwortlich war.
Wortwitz:Eine Krankenschwester vom anderen Ende des Raumes aus : "Mr.Bond, I need a urine sample. If you could fill this beaker for me?" Darauf Bond: "From here?"
Bei einem heftigen Kampf mit einem Killer in der Gesundheitsklinik setzt Bond diesen mit einer Flüssigkeit in die Augen außer Gefecht. Auf dem Gläschen steht: "urine speciemen James Bond."
Fatima zu Bond, nachdem sie ihn beim Wasserski vollgespritzt hat: "How reckless of me. I made you all wet." Darauf Bond: "Yes, but my martini's still dry."
Fatima zu Bond, mit der Waffe in der Hand: "Now write this: The greatest rapture in my life was afforded me in a boat in Nassau by Fatima Blush." Darauf Bond: "It's against service policy for agents to give out endorsements."
weitere Anmerkungen:In einer Nebenrolle als Nigel Small-Fawcett ist Rowan Atkinson (geb.1955) zu sehen, der als Mr.Bean bekannt wurde.
Bonds Liebesleben wird hier wesentlich freizügiger gezeigt, als in den bisherigen Filmen. Außerdem darf er sich mit nicht weniger als 4 Damen vergnügen.
Da der Film nicht von EON produziert wurde, sind auch die gewohnten Rollen von M, Q und Mrs. Moneypenny anders besetzt, was mich aber wenig stört. Auffallend ist, dass das Verhältnis zwischen Bond und Q ganz anders dargestellt ist, als bisher. Letzerer tritt hier Bond gegenüber nicht mürrisch sondern recht locker und unkompliziert auf.
Felix Leiter wird erstmals von einem farbigen Schauspieler (Bernie Casey, geb.1939) dargestellt. Dies sollte erst 2006 wieder in "Casino Royale" der Fall sein.
Fazit:Sehr erfrischende Rückkehr Connerys, die in erfreulicher Weise vom zu dick aufgetragenen Slapstick der Moore-Filme abweicht, den sichtlich alternden Ur-Bond in guter Form präsentiert und, zumindest bei mir, das Bedürfnis nach wieder ernsteren Bond-Filmen und dem Ende der Moore-Ära weiter nährt. Nicht annähernd so gut, wie mein Liebling „Feuerball“ , aber deutlich über dem Durchschnitt. 5 von 5 Punkten