Libuda
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« am: 26. Dezember 2005, 17:03:19 » |
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Neben Billy Wilder wohl der bekannteste Komdien-Regisseur der kino-Geschichte!
Eins nach dem anderen Slapstick als Philosophie, Liebesbriefe fr Millionen - Blake Edwards ist achtzig
Ich habe kein Recht, sagt das Mdchen, kein Recht, dir einen Namen zu geben. Um eine Katze geht es da, die ihre treue Begleiterin ist in einem mehr oder weniger animierten Leben in New York. Die auf dem Bett hockt und ihren Schlaf bewacht, wenn sie erschpft zurckgekehrt ist von der frhlichen Tristesse ihrer Partynchte. Wer Namen gibt, meldet Besitzansprche an. Weshalb die schnsten, die freiesten Hollywoodfilme Trume sind von einem Leben in der Anonymitt. Das Mdchen mit der Katze hat natrlich einen Namen, Holly Golightly, sie wird gespielt von Audrey Hepburn und ist in dem Film "Frhstck bei Tiffany" weltberhmt geworden. Holly Golightly, Inspektor Clouseau, Victor und Victoria - die Namen kommen einem in den Sinn, wenn man an Blake Edwards denkt, und offensichtlich steckt Absicht dahinter: Indem er sich hinter seinen Figuren versteckt, hat er beste Chancen, als Autor abzutauchen.
Seit fast zehn Jahren ist Blake Edwards in der Versenkung verschwunden. Hat nach "Switch", 1991, und dem "Son of the Pink Panther", 1993, einfach nicht mehr weitergemacht, und langsam haben wir uns daran gewhnt, nicht jedes Jahr mit einem neuen Edwards beglckt zu werden. Die Kette ist gerissen, und die Perlen kullern nun als Einzelstcke ber den Boden - was ihnen doch viel von ihrem Glanz zu nehmen droht. Kontinuitt war Edwards wichtig, er hat darum gekmpft, und vielen Filmen sieht man die Spuren dieser Kmpfe an. Erzhlerische Unerbittlichkeit hat ihm Frieda Grafe attestiert, vor dreiig Jahren, als man anfing, sich mit ihm als einem Filmautor zu befassen. Als sein spter Western "Wild Rovers" in die Kinos kam, auf deutsche Kinonorm gestutzt und mit dem deutschen Titel "Missouri" versehen, obwohl von diesem US-Bundesstaat keine Spur im Film auftauchte. Die Einschbe fehlten in der deutschen Version, die suggerierten, "dass es, wenn man erzhlt, Gleichzeitigkeit nicht gibt, dass immer eins nach dem andern kommt, dass die Dinge vorbei sind, wenn man sie ausgesprochen, gezeigt hat." Dass die Dinge vorbei sind, wenn sie gezeigt wurden, das hat etwas Erschreckendes und Trstliches zugleich - es heit, dass sie vom Verschwinden bedroht sind, aber auch, dass sie lebendig sind in ihrer Prsenz - und in dieser Dialektik liegt das ganze Geheimnis dieses Kinos. Wer mchte leben, frwahr, ohne den Trost der Flchtigkeit, den man sprt ihn in den Pink- Panther-Filmen und in "Breakfast at Tiffanys", in "Ten" und in "S.O.B.", in "Thats Life" und in "Der Mann, der die Frauen liebte".
(...)
"Sinnlose Brutalitt gibt es bei Edwards nicht", hat Frieda Grafe geschrieben. "Es gibt berhaupt nichts Sinnloses bei ihm. Es sei denn, man hlt ein Leben fr sinnlos, weil es zu nichts fhrt." Achtzig Jahre zhlt nun das Leben von Blake Edwards. Wir wnschen Glck. "Were a couple of no-name slobs", hatte Holly Golightly festgestellt: "Wir gehren zu niemandem. Wir gehren nicht mal uns selbst."
FRITZ GTTLER
aus: Sddeutsche Zeitung, 26. Juli 2002
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