Plot:Dieser Film zeigt, dass Lewis Gilbert jegliches Gespür für angemessenen Humor verloren zu haben scheint. Anders lassen sich die penetranten Slapstick-Einlagen nicht erklären, die jegliche Chance auf eine ernsthafte Agentengeschichte hoffnungslos zerstören. Nachdem bereits Roger Moores vorangegangene Einsätze komödiantische Elemente beinhalten, wird hier damit hemmungslos übertrieben und praktisch jede Actionszene durch Klamauk kaputtgemacht. Die Story selbst baut dabei, trotz ihres turbulenten Verlaufs, nicht wirklich Spannung auf. Als Draufgabe landet das Geschehen dann auch noch im Weltraum, wo sich eine sterile Langeweile breitmacht. Auch die dort stattfindende Schlacht mit den Laserwaffen ist nicht mein Ding. Allerdings muss ich fairerweise eingestehen, dass bei dem sehr phantasievollen und vielseitigen James-Bond-Genre das halt auch einmal da gewesen sein muss.
Bösewichter:Michael Lonsdale (geb.1931) ist als Hugo Drax einer der am wenigsten charismatischen Bösewichter der gesamten Bond-Reihe.
Was aber wirklich weh tut ist, dass der in „The Spy Who Loved Me“ so hervorragend angelegte Jaws hier zur Witzfigur degradiert wird und regelmäßig doof aus der Wäsche guckt, wenn er bei seinen zahlreichen Konfrontationen mit Bond die Leine seines Fallschirms abreißt, in einem Boot auf einen Wasserfall zusteuert, mit einer Seilbahn gegen eine Mauer rast, usw. Dies erinnert an diverse Zeichentrickfilme im Stile von Popeye. Als Draufgabe darf er sich noch in ein kleines blondes Mädchen mit Zöpfen verlieben und wird zum gutmütigen Riesenbaby bekehrt, der sich dann auch noch mit Bond verbündet. Würg! In seiner letzten Szene spricht der scheinbar stumme Riese seinen einzigen Satz „Well, here is to us“ als er zusammen mit seiner neuen Liebe eine Flasche Sekt öffnet.
Bondgirls:Was ich sehr schade finde ist, dass nicht die sehr hübsche und sympathische Corinne Clery (geb. 1950) die Rolle der Dr. Holly Goodhead spielte, sondern nur als Corinne Dufour zu sehen ist und im Film keine lange Lebensdauer hat. Meine gute Bondgirl-Wertung bezieht sich nämlich auf sie.
Lois Chiles (geb.1947) finde ich zwar nicht unbedingt schlecht, allerdings in Punkto Ausstrahlung bedeutend schwächer und im Bond-Ouvre nicht gerade herausragend.
Titellied:Bereits zum dritten Mal darf Shirley Bassey einen Bond-Song interpretieren. An ihrem „Moonraker“ gibt es grundsätzlich nicht viel auszusetzen. Auch wenn mein persönlicher Geschmack „Goldfinger“ eindeutig vorzieht. Ihr „Diamonds Are Forever“ kann sich ebenfalls hören (und weniger sehen) lassen. Was die Qualität der genannten Filme selbst betrifft ist leider nur „Goldfinger“ wirklich gut. Der Moonraker-Song ist nach „Nobody Does It Better“ erneut auf der sanfteren Seite.
Das Titelthema zu „Die Glorreichen Sieben“ , das in einem Bond-Film wirklich nichts verloren hat, wird in einer Szene verwendet, die Bond reitend in Brasilien zeigt. Auch dies ist ein Auswuchs des schrägen Humors, welcher dem Film zu Eigen ist.
Gadgets:Bond trägt ein Armband, das über Nervenimpulse entweder vergiftete oder explodierende Pfeile abschießend kann. Das Schmuckstück kommt beim ersten Mordanschlag gegen ihn, in einem auf extreme Geschwindigkeit eingestellten, sich drehenden Schwerkraftsimulator zum Einsatz. Er kann durch einen Pfeil das Schaltpult außer Betrieb setzen. Irgendwie erinnert die Szene ein bisschen an jene mit dem Rückenstrecker in „Thunderball“, ist aber entsprechend aufwändiger inszeniert.
Bei einer Verfolgungsjagd in Venedig benutzt Bond eine Luftkissengondel, mit der er sich auch an Land fortbewegen kann. Ferner kommen schwimmende Wasserminen und ein Kugelschreiber mit vergifteter Spitze zum Einsatz, den Bond bei seinem, an Tarzan erinnernden, Kampf gegen eine Python gut gebrauchen kann. Auch eine mit Sprengstoff ausgestattete Armbanduhr darf benutzt werden.
Schauplätze:Gedreht wurde in Großbritannien, Frankreich, Italien, USA, Brasilien und Guatemala. Venedig wurde ja bereits in „From Russia with Love“ verwertet. Die Schauplätze sind recht vielfältig und attraktiv, bis das Ganze dann leider in’s Weltall verlagert wird, dem ich wenig abgewinnen kann.
Wortwitz:M: "Is 007 back from that African job?“ Monneypenny: „He’s on his last leg, sir.“ Die nächste Szene zeigt, wie Bond im Flieger eine Stewardess küsst und dabei ihr Bein streichelt.
Drax, als Bond beim Jagen keinen Fasan abschießt: „You missed, Mr. Bond.“ Bond: „ Did I?“ Im selben Moment stürzt ein tödlich Getroffener Handlanger vom Baum, der Bond töten sollte.
Drax zu Bond, nach dessen Kampf mit der Python: „Why did you break off the encounter with my pet python?“ Bond: „I discovered he had a crush on me.“
Drax zu Bond: „James Bond. You appear with the tedious inevitability of an unloved season.“ Bond: „ I didn`t think there were any in space.“ Drax: „As far as you’re concerned, only winter.“
Drax: „Desolated Mr.Bond.“ Bond, nachdem er Drax einen Pfeil in’s Herz schießt: „Heartbroken Mr.Drax.“ Danach wieder Bond, als er Drax durch eine Tür in’s Weltall befördert: „Take a giant step for mankind.“
Holly: „Where’s Drax?“ Bond: „He had to fly.“
M, als Bond und Holly auf Sendung kommen und dabei Sex haben: „My God, what’s Bond doing?“ Q: „I think he’s attempting re-entry, sir.“
Weitere Anmerkungen:Langsam kann Roger Moore sein fortgeschrittenes Alter nicht mehr verbergen. Die noch recht jugendliche Frische, die er 6 Jahre zuvor in „Leben und Sterben lassen“ ausstrahlte, ist mittlerweile deutlich verblüht.
Bernard Lee hat seinen letzten Auftritt als M, da er leider 1981 verstarb.
Auffallend unrealistisch ist die Flugbahn, die "Jaws" bei seinem Sprung von Seilbahn zu Seilbahn beschreibt. Ein Physiker sollte da lieber nicht hinsehen. Auch sein Durchbeißen des Bahn-Seils ist etwas zu dick aufgetragen.
Fazit:Freunde ernsthafter Agentenfilme wird dieser Bond zweifellos enttäuschen. Wer Slapstick-beladene Parodien vorzieht, wird an dem Streifen jedoch seine Freude haben. Für mich ist es der zum Zeitpunkt seiner Entstehung zweitschlechteste Bond-Film. Noch schwächer finde ich nur den grottenschlechten, nach Thrash miefenden, „Diamonds are Forever“, dessen stellenweise auch tricktechnische Schwächen man "Moonraker" nicht vorwerfen kann. 2 von 5.