Moore ist mittlerweile 55 Jahre jung, stark gealtert und für die Rolle des Superagenten und Frauenschwarms nicht mehr glaubwürdig. Mehr als 3 von 5, Tendenz sinkend, kann ich ihm damit nicht mehr geben.
Plot:
Die Story von „Octopussy“ ist hauchdünn, chaotisch und wenig originell. Außerdem werden einige Elemente aus dem Film „Goldfinger“ in abgeänderter Form eingebaut, ohne dass die Qualität des großen Klassikers auch nur ansatzweise erreicht wird. Hier einige Beispiele, die an Goldfinger erinnern:
-Bond bringt den, dem Falschspiel zugeneigten, Kamal Khan in Verlegenheit, indem er seinen Trick aufdeckt. (siehe Goldfinger beim Kartenspiel und am Golfplatz).
-Bond legt das Faberge-Ei auf den Spieltisch ( In Goldfinger lässt Bond beim Golfspiel mit dem Schurken einen Goldbarren fallen).
-Anschließend werden die präparierten Würfel von seinem bärenstarken und sehr wortkargen Handlanger Gobinda zerdrückt. (siehe den, den Golfball zerdrückenden, Oddjob).
-Bond wird von Kamal Khan in dessen Palast eingesperrt, kann aber ausbrechen (Siehe Bonds Ausbruch auf Goldfingers Gestüt in den USA).
-Octopussy hat eine kleine, bestens trainierte, Gefolgschaft, die nur aus Frauen mit artistischen Fähigkeiten besteht (Siehe Pussys „Flying Circus“)
-Bond begibt sich durch eine Krokodil-Attrappe getarnt durch‘s Wasser zu Octopussys Palast (Bei Goldfinger benutzt er ein Tauchgerät, wobei sich auf seinem Kopf eine Enten-Attrappe befindet).
-Einer der Handlanger sieht den, von hinten kommenden, Bond in einem Wertgegenstand reflektiert, den er gerade betrachtet (Siehe die Prätitelsequenz von Goldfinger, wo Bond einen Angreifer im Auge eines Mädchens gespiegelt sieht).
-In beiden Filmen wird der Bösewicht auf einem Flug in’s Jenseits befördert, und in beiden Filmen geht es darum, die Zündung einer Atombombe in letzter Sekunde zu verhindern.
Der Film tümpelt größtenteils ohne besondere Spannung dahin, und die inhaltlichen Schwächen sollten durch eine Serie von „Geisterbahnelementen“, die sich nahtlos aneinanderreihen und wieder einmal recht albern sind, ausgeglichen werden. Bond läuft in ein Netz mit Großspinnen, begegnet einem Tiger, einer Schlange, etc…
Das Ganze wird dann noch damit gekrönt, dass sich Bond in Indien, den „Original-Johnny-Weissmüller-Tarzanschrei“ ausstoßend, von Liane zu Liane schwingt. Am Schluss ist er dann auch noch als Clown zu sehen.
Bondgirls:Sowohl Maud Adams (geb.1945) in ihrem zweiten Bond- Auftritt nach „The Man with the Golden Gun“, als auch Kristiana Wayborn (geb.1950) sind als Bond-Girls wenig beeindruckend und recht weit von den Top-Damen des Genres entfernt.
Bösewichter:Der aus Frankreich stammende Hollywood-Star Louis Jourdan ist als gealterter, charmanter und weltmännischer Gauner recht aktzeptabel. Besser gefällt mir aber der Inder Kabir Bedi (geb.1946) als dessen schweigsamer, kräftiger und säbelschwingender Handlanger Gobinda. Kabir Bedi ist mir aus seiner Titelrolle als „Tiger von Malaysia“ in der Serie „Sandokan“(1976) noch bestens in Erinnerung. Dort spielte übrigens auch Adolfo Celi, der Schurke aus „Thunderball“, mit.
Mit Steven Berkoff (geb.1937) als farblosen und ausdruckslosen General Orlov kann ich dagegen wenig anfangen.
Schauplätze:Die Dreharbeiten fanden in Großbritannien, USA, Deutschland und Indien statt, wobei ich sagen muss, dass kaum irgendwelche, wirklich bestechenden, Schauplätze geboten werden. Ich muss mich an dieser Stelle damit wiederholen, dass auch dies mit zusammengebastelten, teils lächerlichen, aber handwerklich einwandfreien, Action-Szenen kaschiert werden sollte.
Titellied:Für den Titelsong zeichnet wieder einmal John Barry verantwortlich. Das von Rita Coolidge gesungene „All Time High“ klingt ganz passabel und ist auch nicht unverdient zum Evergreen geworden. Ich würde es allerdings bei Weitem nicht zu den Besten Songs der Reihe zählen.
Gadgets:Bond erhält von Q einen Füllfederhalter, der Säure enthält. Mit dessen Hilfe befreit er sich aus einem Zimmer, in das er eingesperrt wurde, indem er damit die Gitterstäbe verätzt. Weiters enthält besagtes Schreibutensil ein Abhörgerät, dessen Sender im Faberge-Ei ist.
In der Prätitelsequenz benützt Bond ein Kleinflugzeug, dass in zusammengeklappter Form in einem Pferdetransporter untergebracht ist. Außerdem besitzt er eine Digitaluhr mit Bildschirm-und Peilfunktion, was heute nicht mehr sonderlich beeindruckt.
Auch in Punkto Gadgets war Bond schon besser.
Wortwitz:-In der Prätitelsequenz verkleidet sich Bond auf Kuba als Offizier namens Toro. Als der echte Toro auf ihn zukommt sagt er. "It's a small world. You're a Toro too."
-Q demonstriert einen Mechanismus, der wie ein Seil aussieht, aber wie eine Stange senkrecht nach oben ragt. Als eine Person darauf hochklettert knickt das Ganze. Darauf Bond: "Having problems keeping it up, Q?"
-Bond liegt mit Magda im Bett und die Beiden trinken Sekt. Magda: "I need refilling".
-Bond zu Q im Heißluftballon: "I trust you can handle this contraption." Darauf Q: "It goes by hot air." Darauf Bond: "Oh, then you can."
Weitere Anmerkungen:Der 1981 leider verstorbene Bernhard Lee ist als M bereits seit "For Your Eyes Only"nicht mehr dabei. Die Rolle wurde inzwischen von Robert Brown (1921-2003) übernommen.
Das Bond-Genre befindet sich zu dieser Zeit qualitätsmässig auf einer heftigen Achterbahnfahrt mit gewaltigen Auf- und Abs. Auf den hervorragenden "The Spy Who Loved Me" folgte der enttäuschende "Moonraker". Danach gab es den sehr guten "For Your Eyes Only", auf den mit "Octopussy" wieder eine Enttäuschung folgte.
Fazit:Lau und fad dahin tümpelnder Streifen ohne besonderen Charme und Einfallsreichtum, der dem dürftigen Plot einige Elemente aus besseren Filmen hinzufügt. Es drängt sich der Eindruck auf, bei Bond ist die Luft draußen, und das Genre ist in der Routine steckengeblieben. Dürftige 2 von 5 und damit einer der Schwachpunkte des Genres.